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Roggalspitze - Nordkante (IV+,400m, winterliche Begehung) Lechquellengebirge 25.11.12
#1
Der Roggalspitze und ihrer Nordkante der sogenannten „Roggalkante“ eilt ein unglaublicher Ruf als Traumtour voraus und sie dürfte mit zu den berühmtesten Genussklettereien der nördlichen Kalkalpen zählen. Begeisternde, ausgesetzte Kantenkletterei auf größtenteils bestem, kompakten uns festen Kalkfels. Vor Jahrzehnten wurde sie sogar im damaligen Magazin „Alpinismus“ unter die 10 schönsten Kanten unserer Alpen gewählt und Walther Flaig schreibt im alten AV-Führer sehr pathetisch:

„Der schönste Kletterberg im Lechquellengebirge, ein Riesenkristall, glattwandig und scharfkantig, ein gigantischer Obelisk aus Riffkalk. Ein gotischer Felsendom, dessen Pfeiler hellschimmernd zum Himmel streben – als zwingender Anruf für jeden Gipfelstürmer“

aus: AV-Führer Lechquellengebirge – Walther Flaig

    Roggalspitze (2672 m)

Nun ist natürlich Ende November nicht gerade die prädestinierteste Zeit für eine Nordkante im Bereich von 2600 mH. Da aber die Schwierigkeiten ja doch sehr gering sind darf es ruhig auch mal etwas winterlich sein. Eine richtige Winterbegehung war es natürlich aber nicht, denn der kalendarische Winter hat nun mal noch nicht begonnen. Außerdem lag für die Jahreszeit noch sehr wenig Schnee und das seit Wochen andauernde Hochdruckwetter mit milden Temperaturen in der Höhe hat auch dazu beigetragen das auf der Kante insgesamt sehr wenig Schnee lag. Die Betonung liegt aber auf wenig, was nicht nichts heißt. Einige Passagen waren doch sehr weiß und frisch eingeweht und es war sinnvoll die ganze Kante in den dicken Bergschuhen zu klettern. Steigeisen und Eisgerät hatten wir auch dabei. Das Eisgerät war zwar an zwei Stellen ganz angenehm, es wäre aber auch ohne gegangen.

Los ging die Unternehmung für uns nicht etwa am Spullersee sondern deutlich weiter draußen im jungen Lechtal im Bereich der Kalberleger-Alm (ca. 1560 m), also noch vor dem Abzweig der Fahrstraße zur Ravensburger Hütte. So gab es also erst mal einen langen über einstündigen Fußmarsch durch das lange Spullerbachtal bis zum Spullersee (1827 m). Von dort war die Ravensburger Hütte (1947 m) in ca. 30 min erreicht. Nun waren auch die Blicke frei auf die massive Roggalspitze.

    Anmarsch zum Spullersee
    Blick zur Plattnitzerjochspitze und ihrem Ostgrat

Von der Hütte war der Einstieg in einer guten Stunde erreicht. Es lag nicht allzu viel Schnee und so kamen wir gut voran. Den Einstieg erreicht man in dem man erst wenige Meter in der Nordschlucht ansteigt und dann nach rechts raus auf einen breiten Absatz.

    Roggalspitze gesehen von der Ravensburger Hütte
    Roggalspitze – Nordkante (roter Pfeiler) und NO-Pfeiler (links)
    Michael in der Nordschlucht

Alle weiteren Angaben zu Seillängen und Schwierigkeiten in diesem Bericht beziehen sich auf das Topo von Panico und Bergsteigen.at. Denn beide Topos sind nahezu identisch und gleich gut oder schlecht, je nachdem. Ein erfahrener Alpinkletterer wird den Weg aber auch ohne Topo finden und der Weg ist immer logisch vorgegeben.

    1.SL (IV-, 40 m)
    1.SL (IV-, 40 m)
    1.SL (IV-, 40 m)
    2.SL (III, 45 m)

Immer wieder liegt auf den reichlich vorhandenen flacheren Passagen Schnee und so ein IIIer oder IVer wird gleich mal interessanter.

    3.SL (III, 35 m)
    3.SL (III, 35 m), Nina und Michael am Stand nach der 2. Sl
    3.SL (III, 35 m)
    3.SL (III, 35 m)
    Blick nach links in die Nordschlucht
    Kurz vor der 2. Schuler
    Auf der 2. Schulter – auf den Südseiten lag fast gar kein Schnee

Irgendwo fehlt im Bereich der 2. Schulter auf den Topos eine ganze Seillänge. Der direkte Weg nach der 2. Schulter ist mit etwas Schnee auf den Griffen und kalten Fingern auch ganz nett und mit IV sicher nicht gerade überbewertet…

    4.SL (IV, 30 m) – Aufschwung nach der 2. Schulter
    4.SL (IV, 30 m) – Aufschwung nach der 2. Schulter

Danach kommt die offizielle Schlüsselstelle an einem kurzen „Überhang“. Der Überhang weißt aber solche Bierhenkel auf das man richtig Hochturnen kann. Bei unseren winterlichen Verhältnissen empfand ich die 20 m nach dem Überhang im „leichteren“ etwas grasdurchsetzten und leicht verschneiten Gelände wesentlich anspruchsvoller und moralischer, da kein Normalhaken und nahezu keine Möglichkeit was zu legen. Nach dieser Seillänge ist die 3. Kantenschulter erreicht und man quert 15 m nach rechts an den weiteren Kantenverlauf.

    5.SL (IV+, 35 m) – offizielle Schlüsselstelle
    auf der 3. Schulter
    Blick von der 3. Schulter auf den weiteren Kantenverlauf
    Blick zum Spullersee

Die herrliche nächste Seillänge (7.SL, IV, 40 m) übernimmt Michael den Vorstieg. Der Fels ist bombenfest und herrlich strukturiert.

    7.SL (IV, 45 m)
    7.SL (IV, 45 m) – Michael am Stand

Die folgende 8. SL ist nur mit III+ bewertet!!! Jetzt weiß ich ja auch nicht, aber irgendwas kam mir da Faul vor und mit den dicken Schuhen war es gefühlt keine III+ mehr. Trotzdem wahnsinns Fels und tolle Kletterei. Danach folgt noch die in meinen Augen nicht schwerere letzte Seillänge bevor über leichteres Gelände (ca. 50-60 m) der Gipfel der Roggalspitze (2672 m) erreicht war.

    8.SL (III+ ?, 45 m)
    8.SL (III+ ?, 45 m)
    8.SL (III+ ?, 45 m) – Nina am Ende der Seillänge
    Blick auf die 9. und letzte SL (IV+ ?, 45 m)
    9.SL (IV+, 45 m)
    Roggalspitze (2672 m)
    Roggalspitze (2672 m)

Da es inzwischen schon 15.30 Uhr war und somit noch max. 1,5 h Stunden hell ist machen wir uns nach ganz kurzer Pause zügig an den Abstieg. Bald haben wir die zahlreichen Drahtseile und Fixseile hinter uns und erreichen mit dem letzten Licht die Ravensburger Hütte. Während des Abstiegs durften noch eine wahnsinnige Abendstimmung erleben und mussten immer wieder stehen bleiben und genießen. Entweder mit dem Blick auf den Sonnenuntergang im Westen oder die glühende Roggalspitze Westwand. Der restliche Abstieg zum Spullersee und weiter bis zum Auto im jungen Lechtal zog sich wie schon beim Aufstieg ganz schön in die Länge.

    Abstieg von der Roggalspitze
    Abstieg von der Roggalspitze
   
   
   


Kletterführer / Topos:
Kletterführer Vorarlberg
3. Auflage 2007
Panico Alpinverlag

Topo auf
www.bergsteigen.at


AV-Führer Lechquellengebirge
1. Auflage 1977
Bergverlag Rudolf Rother
Walther Flaig

Im schweren Fels
1. Auflage 1970
Walter Pause


AV-Karten:
1:25000: AV-Karte 3/2 Lechtaler Alpen, Arlberggebiet


Viele Grüße
Michael, Nina und Tobias
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#2
Diese Route hatten Michael und ich im Juni 1992 auch auf dem Wunschzettel.Am Einstieg angekommen,hatten sich aus dem schon beim Losgehen stark bewölkten Himmel,der sich während des Zugstiegs immer mehr zuzog,die ersten Niederschläge in Form von Schneeregen gelöst,der im Laufe des Tages mehr und mehr in stärker werdendes Schneetreiben überging und dem sich ein mässiger Wind mit vereinzelt stärkeren Böen hinzugesellte.Unter diesen Bedingungen war bei Michael das Interesse an der Tour gegen Null gesunken.Glücklicherweise kam just in diesem Moment eine andere Seilschaft an,bei der einer der beiden Kletterer die Route für diesen Tag aufgegeben hatte.Der andere tat sich mit mir zusammen und so konnten wir eine der schönsten alpinen Genussrouten bei ordentlich garstigem Wetter auskosten.Beim Abstieg war wegen des noch reichlich vorhandenen Altschnees weiterhin Konzentration bis ins Almgelände notwendig.
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