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Monte Agner - Nordkante "Agnerkante" (VI+, V+A0, 1600 Hm), Dolomiten 08.-09.09.12
#1
„…in der Civetta sieht man sie immer wieder, drüben im Süden, die beispiellos schlank auffahrende Nordkante des Monte Agner. 1600 Hm, schwierig vom Sockel weg, viele Verhauer ... Dies sei die Tour der extremen Gegensätze, eine der längsten Kletterführen der Alpen, aber der Gipfel sei nicht mal 3000 m hoch.“

„Unten, schon kletternd, gilt es den Kampf mit dem Latschendickicht, man denkt wütend an das fehlende Buschmesser. Wie praktisch wäre es!.“

„Die Dimensionen sind enorm. Immer wieder hat man sich „endgültig“ verhaut ... nach langer Zeit innerer Unruhe stellt man fest, daß man doch wieder auf der Führe ist, am besten man läßt sich vom Instinkt leiten ... Kommt man noch spät abends zur flachen Gipfelpyramide, so kann ,man in der beginnenden Nacht die Abbrände der Ölraffinerien bei Venedig entdecken.“

aus: Walter Pause - im extremen Fels.


Die Touren am Monte Agner sind nachwievor eine der größten und längsten Bergfahrten in den Dolomiten sowie im gesamten Alpenraum. Auch wenn die reinen Kletterschwierigkeiten größtenteils im gemäßigten Bereich liegen, handelt es sich bei der „Agnerkante“ um eine anspruchsvolle Tour, die keinesfalls unterschätzt werden sollte. Die Tour erfordert ein gutes Gespür für die Routenwahl, Erfahrung, Durchhaltevermögen und alpine Allrounderqualitäten. Gras, Latschengelände, steile Schrofen sowie Gelände im III. Grad sollten auch zügig seilfrei geklettert werden können.

    Monte Agner - Nordkante „Agnerkante“

Wir hatten es bei äußerst stabilem Wetter von vornherein gemütlich mit Biwak geplant. Am ersten Tag klettern bis auf die 3. Kantenschulter, dort biwakieren und am zweiten Tag Gipfel, Abstieg und Heimfahrt. Gesagt getan:
Am Freitagnachmittag starten wir die lange Fahrt in die Südöstliche Pala. Über Predazzo, Moena, Passo Pellegrino nach Falcade und schließlich Richtung Süden nach Agordo / Taibon und von dort hoch nach Frassenè, wo wir bei der alten Sesselliftstation ein Fahrrad für den Rückweg deponieren. Anschließend wieder zurück nach Taibon und hinein ins malerische Valle di San Lucano. Ca. 800 Meter vor dem im Talschluss gelegenen kleinen Örtchen Col di Pra (843 m) ist links der Ausgangspunkt für die Touren am Monte Agner (deutliches Holzschild).

    Holzschild an der Straße

Auch mal schön vor so einer großen Tour gemütlich ausschlafen zu können und nicht wie sonst, den bisherigen Sommer über, mitten in der Nacht raus zu müssen um mit dem ersten Büchsenlicht am Einstieg zu stehen. Zwei weitere Seilschaften sind heute an der Agnerkante, aber mit der Taktik „Büchsenlicht“ und an einem Tag durch. Da wir erst gegen 8h 30 aufbrechen sind die beiden anderen Seilschaften weit weg und keiner behinderte den anderen. Eine Brücke über den Bach gleich nach dem Auto ist derzeit nicht existent, lediglich ein riesiges Metallrohr zeugt von einem früheren Übergang und so gibt es gleich mal eine morgendliche Kneippkur. Danach gibt es zwei Feldwege, man nehme den rechten und nach ca. 200 Metern kommt wieder ein schönes Holzschild mit der Beschriftung „Bivacco Cozzolino / Spigolo Nord“. Nun immer diesem Pfad und seinen Markierungen und Steinmännern folgen. Die markante Einschartung am Einstieg wird heute nicht mehr direkt über eine steile Rinne erreicht, sondern linksausweichend über einen Pfad mit Fixseilen im steilen Wald. Etwas 8-10 m links der Einschartung befindet sich die Einstiegsverschneidung (schwach roter Pfeil). Vom Auto etwa 1 Stunde.

    morgendliche Kneippkur
    die beeindruckenden 1600 Hm Fels des Monte Agner im Zustieg

Alle weiteren Angaben zu Seillängen und Schwierigkeiten in diesem Bericht beziehen sich auf das sehr gute „Topo“ von Topoguide. Wobei der Begriff Topo bei den Dimensionen dieser Tour anders definiert werden muss. Wie Topoguide selber schreibt, handelt es sich dabei eher um einen „Anhaltspunkt“, allerdings um einen sehr guten.
Die Einstiegsverschneidung ist grasig, leicht brüchig, meist nass und sicher nicht die angenehmste Seillänge der Tour. Aufgrund des vielen Gras und dem schrofigen Gelände mit vielen Grastritten empfiehlt es sich die Zustiegsschuhe für den gesamten untern Teil anzulassen. Wir haben die Kletterschuhe erst vor der ersten V+ Seillänge (13. SL) weit nach der 1. Kantenschulter angezogen. Die ersten vier Seillängen im Topo können locker zu zwei Seillängen (2x 50 m) zusammengefasst werden.

    meist nasse und grasige Einstiegsverschneidung
    meist nasse und grasige Einstiegsverschneidung
    Nina in den Latschen

Nach diesen ersten vier Seillängen folgt ca. 30 m Gehgelände bis an den Fuß einer markanten Verschneidung. Durch sie hinauf und gleich weiter am rechten Rand der folgenden zweiten Verschneidung bis zu guten Standmöglichkeiten an dicken Latschen. Ab hier kletterten wir dann seilfrei weiter. Es folgt vielfach Gehgelände mit kurzen aber steilen Kletterpassagen. Die Latschen werden auf der 1. Kantenschulter zwar sehr dicht aber es ist durchwegs eine gute Latschengasse mit deutlichen Wegspuren vorhanden. Am Ende der 1. Kantenschulter befinden sich an verschiedenen Stellen mehrere gute Biwakplätze.

    6. SL (IV, 50 m) - die zweite Verschneidung in dieser Seillänge
    nach den Verschneidungen geht es seilfrei weiter
    „durch diese hohle Gasse muss er kommen es führt kein andrer Weg nach Küssnacht“ äh ich mein natürlich zur 1. Kantenschulter. Die abgesägten Äste sind deutlich zuerkennen
    Blick auf die weitere Kante, auch der Wandausbruch (weißer Fleck) ist deutlich zu erkennen
    im Bereich der 1. Kantenschulter
    Blick hinunter zum Bivacco Cozzolino

Vom Ende der 1. Kantenschulter gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder direkt an der Kante (sieht nach nicht ganz leichter Kletterei aus) oder wie in den meisten Beschreibungen zu lesen links deutlich leichter umgehend. Soweit so gut, eigentlich alles klar, wir klettern seilfrei weiter nach links hinaus. Vermutlich hat es aber auf der linken Seite innerhalb der letzten Jahre einen Wandausbruch (ca. 15x15 m) gegeben, der in Form eines großen weißen Fleckes schon von der Straße aus gut zusehen ist. Das Gelände unterhalb wurde wahrscheinlich durch den Ausbruch auch in Mitleidenschaft gezogen und so gilt es nun sehr unangenehmes brüchig, schuttiges Gelände zu beklettern.

    Linksquerung zu kaminartiger Rinne (roter Pfeil)
    sehr unangenehmes, brüchiges und schuttiges Gelände unterhalb des Wandausbruches

Irgendwann hab ich dann rechterhand einen alten Stand mit zwei Normalhaken gesehen, von welchem aus wir in zwei Seillängen bis zu einem markanten Steilaufschwung, der ersten V+ Seillänge (13. SL) geklettert sind. Kletterschuhe an und in einer Seillänge schön und steil in bestem Fels über den Aufschwung hinweg.

    13.SL (V+, 50 m) - markanter Aufschwung

Zustiegsschuhe wieder an, Seil wieder weg. Es folgen wieder Latschen und leichtes Klettergelände bis zur 2. Kantenschulter. Hier befinden sich zwei wunderschöne Biwakplätze bei einem markanten Felsturm, einer Lärche und einem schönen Alpenrosenfeld. Derzeit sogar mit einigen Isomatten ausgestattet (sieh Bild)!

    Latschenfeld vor der 2. Kantenschulter
    2. Kantenschulter
    wunderschöne Biwakplätze auf der 2. Kantenschulter
    wunderschöne Biwakplätze auf der 2. Kantenschulter

Von der 2. Kantenschulter weg erfolgt eine Querung nach rechts in den mittleren von drei markanten langen Risskaminreihen. Ab dem Beginn der mittleren Risskaminreihe kletterten wir wieder am Seil und mit Kletterschuhen. Steil aber schön geht es durch die Kamine und Risse um am Ende etwas originell unter einem Klemmblock wieder in leichteres Gelände durchzuschlüpfen.

    Blick in die mittlere und die rechte Risskaminreihe
    kurz vor dem Durchschlupf
    mittendrin im Durchschlupf

Es folgt eine leichte Seillänge bis an den Beginn eines wieder kompakten und steilen Kantenaufschwunges. In bestem Fels den Rissen folgen (Topoguide: „steile Risse rechts der Kante“) und am Ende der Seillänge etwas nach links um die Kante herum. Man sieht nun auch langsam das erste Mal richtig auf den obersten und schwersten Kantenaufschwung. Die zwei am frühen morgen eingestiegenen Seilschaften befinden sich gerade in den Schlüsselseillängen.

    20. SL (V+, 45 m)
    20. SL (V+, 45 m)
    zwei Seilschaften in den Schlüsselseillängen

Es folgen mehrere leichte Seillängen bis zu einem markanten Spalt in der Kante. Hier zwei Möglichkeiten: Entweder auf den Pfeiler vor dem Spalt klettern und an einer eingerichteten Abseilstelle abseilen und drüben wieder hochklettern, oder besser und viel schneller links unterhalb des Pfeilers in den Spalt hinein queren dort ca. 6 m abklettern und mit Spreizschritt auf die andere Seite und wieder hochklettern.

    24. SL (IV) – abklettern zum Spreizschritt
    Nina in den Seillängen kurz vor der 3. Kantenschulter

Nach dem Spreizschritt nochmals 2-3 Seillängen (auch seilfrei gut möglich) einen Pfeiler links umgehend bis zur 3. Kantenschulter. Auf der Westseite der Kante schön in der Abendsonne gelegen gibt es dann einen perfekten Biwakplatz. Gegen 18:30 Uhr nach ca. 9 h Kletterzeit erreichen wir diesen Biwakplatz auf der 3. Kantenschulter und somit unser heutiges Ziel. Der Biwakplatz ist sehr gemütlich eingeebnet und bietet für 3 zur Not auch 4 Personen Platz, derzeit ist hier eine dünne blaue Isomatte deponiert. Es kann problemlos ungesichert übernachtete werden. Ein weiterer Biwakplatz befindet sich auf dem Pfeilerkopf den man direkt vor der 3. Kantenschulter links umgangen hat.

    perfekter Biwakplatz an der 3. Kantenschulter
    Abendsonne pur
    etwas Denksport im Biwak kann ja auch nicht Schaden
    Abendstimmung über der Pala
    Gute Nacht im Hotel der tausend Sterne...

Mit Isomatten und Schlafsack eine traumhafte, sternenklare Biwaknacht - Hochgenuss an der Agnerkante!!! Mit Blicken zur Marmolada Südwand und in die südliche Civetta (Torre Trieste, Torre Venezia) wacht man auf. Gegen 08:00 Uhr wird es wieder ernst. Es folgen nun immerhin die schwersten Längen der ganzen Tour.

    Blick aus dem Schlafsack auf eine nicht ganz unbekannte Südwand
    der steilste und oberste Kantenaufschwung

Dieser letzte Kantenaufschwung wird deutlich rechts der eigentlichen Kante durch ein markantes System aus Rissen und Verschneidungen überwunden. Vom Biwakplatz zunächst gerade hoch und in einer weiteren Seillänge nach rechts in den Verschneidungsgrund queren. Ab hier gibt es nun auch für ein paar Seillängen wieder eingerichtete Standplätze und sogar Zwischensicherungen. In zwei steilen Verschneidungsseillängen (29. und 30 SL, IV+/V-) in bestem Fels geht es hinauf auf die Plattform eines markanten Pfeilers vor der Schlüsselseillänge.

    Querung nach rechts in den Verschneidungsgrund
    29. SL (IV+/V-) - tolle Verschneidungsseillänge
    302. SL (IV+/V-) - tolle Verschneidungsseillänge

Nun folgt also die Schlüsselseillänge der Agnerkante. Zwei Varianten sind hier möglich. Entweder gerade hoch und über schweres (VII) Plattengelände und mit Hilfe eines wilden Schlingenverhau nach rechts in den eigentlichen Riss. Besser dürfte aber die rechte Variante durch einen sehr steilen Riss sein, dies ist auch der logische Weg. Auch ein in den Fels gemeißelter Pfeil zeigt beim Standplatz nach rechts. Vom Stand auf der Plattform ein paar Meter abklettern bis zum Beginn des Risses. Äußerst steil und gefühlt sehr schwer (31. SL, VI+ oder V+ A0) geht es durch den Riss nach oben. Zur Würze gibt es noch zwei schöne Holzkeile, die schon beim Anblick rausfallen, sowie ein paar alte Rostkrücken. Da sind mir meine Cams, welche gut unterzubringen sind, schon deutlich sympathischer.

    Schlingenverhau in der linken Variante
    ein in den Fels gemeißelter Pfeil zeigt nach rechts
    31. SL (VI+ oder V+ A0) - am Beginn der Schlüsselseillänge
    31. SL (VI+ oder V+ A0) - Schlüsselseillänge
    31. SL (VI+ oder V+ A0) – Schlüsselseillänge, Blick von unten auf die netten Holzkeile

Die folgende 32. SL (V+) hat es noch mal an einer Stelle in sich, ansonsten folgen nun grandiose Seillängen in bestem Palafels. Steil, griffig, fest und Sanduhren ohne Ende. Es sind hier wieder mehrere Varianten möglich. Hi und da steckt auch ein Haken. Die Grobrichtung ist gerade hoch auf dem leichtesten Fels auf den nun schon sichtbaren Zackengrat zu, welcher den Ausstieg markiert. Ca. 80 Meter unterhalb des Zackengrates haben wir das Seil eingepackt und sind so hochgestiegen (III bis IV-). Der Fels ist einfach zu genial griffig.

    32. SL (V+)
    32. SL (V+)
    es folgen mehrere Seillängen in bestem Palafels
   
   
    ab hier wieder seilfrei

Vom Ausstieg am Zackengrat sind wir zunächst noch ca. 100m am Grat entlang hochgestiegen um dann einer einfachen Stelle in die Schlucht abzuklettern und auf der anderen Seite über leichtes Gelände (II-III ) die große Schuttterrasse zu erreichen. Von der Schuttterrasse entweder linkshaltend hoch zum Gipfel oder über die Schuttterrasse rüber zum Abstieg über den drahtseilversicherten Normalweg und somit zur Bivacco Biasin.

    abklettern vom Zackengrat in die Schlucht
    oberhalb der großen Schuttterrasse auf dem Weg zum Gipfel.

Nach insgesamt ca. 14 h Kletterzeit verteilt auf zwei Tage erreichen wir glücklich und zufrieden bei bestem Wetter den Gipfel des Monte Agner (2872 m). Was den Gesamterlebniswert betrifft sicher meine bisher schönste Dolomitentour. Herrliche Blicke in die umliegende Dolomitenwelt. Insbesondere hat man schöne Blick auf Moiazza und die südliche Civetta und ihrem berühmt berüchtigten Torre Trieste, mit dem ich zwei Wochen später in der „Carlesso“ ein großartiges aber abenteuerliches Rendezvous haben sollte.


    am Gipfel des Monte Agner
    am Gipfel des Monte Agner
    am Gipfel des Monte Agner
    die südliche Civetta

Über den drahtseilversicherten Normalweg ist bald die Scharte zwischen Monte Agner und Forc. del Pizzon und somit das Bivacco Biasin erreicht. Das Biwak hat einen sehr guten und ordentlichen Eindruck gemacht.

    Im Abstieg, hinten der Torre Armena
    Bivacco Biasin
    Bivacco Biasin

Der weitere Abstieg bis zum herrlich gelegenen Rifugio Scarpa (1748 m) zieht sich ganz schon in die Länge und führt über anstrengendes Gelände und durch eine riesige breite Schlucht. Auf die Nachfrage beim Hüttenwirt ob denn noch der alte Sessellift nach Frassenè zu benutzen ist erhalte ich nur ein müdes Lächeln. Ob dass jetzt an meinen spärlichen italienisch Künsten oder an der anscheinend so blöden Frag lag ;-)?
Wie auch immer so geht es eben weitere knapp 700 Hm zu Fuß hinab zum deponierten Fahrrad in Frassenè.

    Kurz vor dem Rifugio Scarpa
    Blick zum Monte Agner

Nun folgte noch der dritte Teil des Agner-Triathlons. Nach 1600 Hm Klettern, 1800 Hm Abstieg folgt nun noch der Rückweg mit dem Fahrrad zum Auto im Valle di San Lucano. Nina fährt derweil per Anhalter hinunter nach Taibon wo wir uns nach einiger Zeit wieder treffen.



Monte Agner (2872 m) - Nordkante „Agnerkante“ (VI+, V+A0, 1600 Hm)“:
- EB: Celso Gilberti und Oscar Soravito 29.08.1932
- Schwierigkeit: VI+, V+A0 (in einer Seillänge), V und V+ in ca. 9 weiteren Seillängen aber nie wirklich anhaltend, ansonsten überwiegend deutlich leichter und viel seilfrei Gelände. Die „Schwierigkeit“ ist in dieser Tour nicht am reinen Schwierigkeitsgrad festzumachen
- Felsqualität: insgesamt auf die Länge der Tour gesehen super Fels. Im unteren Teil zwar überwiegend Gras, Schrofen und Latschen aber nie wirklich unangenehm und Leuten die hier einsteigen sollte solches Gelände eh keinerlei Probleme bereiten. Lediglich auf 100 m direkt nach der ersten Kantenschulter brüchiges unangenehmes Gelände. Ansonsten guter, griffiger und fester Palafels. Insbesondere in den schweren Längen guter Fels.
- Absicherung: Insgesamt eher wenig Haken. Ca. 50-60 an der ganzen Kante! Ein Drittel davon bis zur 1. Kantenschulter (viele Rückzugsspuren). Der größte Teil auf den letzten 8-10 Seillängen (die schwersten Seillängen). Auf den 1000 Metern dazwischen sehr, sehr dünne! Insgesamt aber mit Cams, Keilen und Schlingen an Latschen und vielen Sanduhren sehr gut zusätzlich abzusichern.
- Kantenhöhe: ca. 1600 Hm, Kletterlänge min. 1900 m, ca. 40 SL plus hunderte Meter seilfrei Gelände
- Kletterzeit: 12-15 h


Anmerkungen zur Taktik / Sonstiges:
- eine schnelle Zweierseilschaft, die auch vielfach seilfrei Klettern kann, sollte an einem Tag bis zum Bivacco Biasin im Abstieg durchkommen.
- das Bivacco Cozzolino (Holzlager, ohne Matratzen) oberhalb des Einstiegs erscheint mir für die Nordkante nicht besonders sinnvoll. Vom Auto bis zum Einstieg dauert es gerademal eine gute Stunde und der gute Weg sollte aufgrund von vielen Markierungen (rot-weiß, später gelb) und Steinmännern auch im Dunkeln gut zu finden sein. Lediglich die ersten 10 min im Bereich vom Bach und den anschließenden Waldwegen evtl. am Vortag erkunden. Das Bivacco Cozzolino ist eher für die großen Nordwandtouren (Messner und Jori) sowie für die Touren am Spiz d´Agner nötig.
- bei allen taktischen Überlegungen sollte man nicht vergessen dass die schwersten Seillängen ganz am Schluss oberhalb der 3. Kantenschulter kommen und man bis dahin schon über 1200 m hinter sich hat.
- ein Rückzug dürfte aufgrund der enormen Dimensionen und der insgesamt sehr geringen Hakenanzahl wahrscheinlich nur bis zur 1. Kantenschulter möglich sein.
- durch die dichten Latschenfelder gibt es größtenteils sehr gute Hohlwege und man kann sich eigentlich nicht verlaufen. Den Spuren an vielen Latschen nach zu urteilen ist da in den letzten paar Jahren mal einer mit der Säge durch und hat fleißig gesägt.
- Direkt nach der ersten Kantenschulter hat es wohl einen Wandausbruch gegeben (großer weißer Fleck ist schon von der Straße aus zu sehen). Im eher unangenehmeren Gelände direkt darunter klettert man durch. Besser vielleicht von der 1. Kantenschulter direkt an der Gratkante bleiben, was aber schwerere Kletterei bedeutet.
- mehrere sehr gute Biwakplätze über die ganze Kante verteilt (siehe Übersichtsbild).
- im Sommer klettert man trotz der nordseitigen Ausrichtung den Großteil des Tages in der Sonne. Also entsprechend Getränke mitnehmen.
- die perfekten Biwakplätze an der 2. Kantenschulter sind derzeit (Stand September 2012) mit Isomatten ausgestattet. Am Biwakplatz an der 3. Kantenschulter (hier haben wir biwakiert) derzeit eine Isomatte.
- für den längeren Rückweg zurück zum Auto am Ausgangspunkt empfiehlt sich das Abstellen eines Fahrrades in Frassenè.
- der alte Sessellift vom Rifugio Scarpa nach Frassenè ist endgültig außer Betrieb (Stand September 2012).


unser zeitlicher Tagesverlauf: (gemütlich bei stabilstem Wetter und mit geplantem Biwak)
1. Tag – Start am Ausgangspunkt: 08:30 Uhr
1. Tag – Einstiegsverschneidung: 09:30 Uhr
1. Tag – Biwakplätze auf der 1. Kantenschulter: 12:30 Uhr
1. Tag – Biwakplätze bei Alpenrosenfeld (2. Kantenschulter): 15:00 Uhr
1. Tag – Durchschlupf am Ende der markanten Kaminreihe: 16:00 Uhr
1. Tag – Biwakplatz auf der 3. Kantenschulter : 18:30 Uhr

2. Tag – Kletterbeginn am Biwakplatz: 08:00 Uhr
2. Tag – Schlüsselseillänge: 09:30 Uhr
2. Tag – Ausstieg am Zackengrat: 12:30 Uhr
2. Tag – Am Gipfel: 13:15 Uhr
2. Tag – Bivacco Biasin: 14:00 Uhr
2. Tag – Rifugio Scarpa: 15:30 Uhr
2. Tag – Frassenè: 16:30 Uhr


Materialempfehlung:
- 50 m Doppelseil
- 10 Exen (einige davon lang)
- 8 Bandschlingen
- Kevlarschlingen für die zahlreichen Sanduhren
- 1 Satz Keile
- 1 Satz Cams: 0.3 bis 3
- Hammer und 5-6 Haken
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial


Kletterführer / Topos:

Topoguide, Band 1
1.Auflage 2005
Nicole Luzar, Volker Roth

Dolomiten vertikal, Band Süd
2.Auflage 2005
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde

Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler

Langes: Dolomiten-Kletterführer 1b
Sella-, Marmolata- und Palagruppe
7.Auflage 1974
Bergverlag Rudolf Rother


AV-Karten:
Tabacco Karte Nr.22
Pala di San Martino
1:25000


Viele Grüße
Nina und Tobias
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