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Oceano Irrazionale (VII, 525m, 16.SL), Asteroidi , Val di Mello 10.08.10
#1
Der absolute Megaklassiker im Val di Mello mit dem genialen Namen „Oceano Irrazionale“ war Anfang August das Ziel von Max und mir. Seid unserem letzten Aufenthalt im Val die Mello 2007, während dem wir u.a. Luna Nascente und teilweise die Kundalini kletterten
(siehe Bericht
hier im Forum) war klar, dass wir wieder kommen und durch das beeindruckende Risssystem der „Oceano Irrazionale“ am Asteroidi, dem Talwächter des Val di Mellos, klettern wollen.

    „Oceano Irrazionale“ am Asteroidi
    „Oceano Irrazionale“ am Asteroidi

Passend dazu gibt es im neuen Topoguide-Kletterführer Band 2 ein super Topo. Lediglich die Bewertungen VII- (VI+ obl.) sind für Topoguide-Verhältnisse untypischer Weise sehr hart ausgefallen. Das Topo ist jedoch wesentlich genauer und besser wie beispielsweise die Topos im „Plaisir-Süd“ oder im „Nichts als Granit“.

Aufgrund einer angesagten, nur kurzen zweitägigen stabilen Wetterlage ging es auch zum Graniteinklettern ins Val die Mello. Da wir die Kundalini beim letzten Aufenthalt aufgrund erhöhter Aquaplaninggefahr auf den Granitplatten, zwei Längen vor Schluss, abbrechen mussten, konnten wir sie dieses Jahr komplett klettern und als Einklettertour richtig genießen.

Vom Campingplatz am großen Parkplatz im Val die Mello starten wir am nächsten Tag schon um 06:00 Uhr Richtung „Oceano Irrazionale“. Für den teils abenteuerlichen, steilen und ausgesetzten Zustieg mit vielen Fixseilen brauchen wir eine knappe Stunde. Die in den Topos erwähnten Biwakplätze auf dem großen Band vor dem Einstieg sind zwar vorhanden aber natürlich ohne Wasser und sehen jetzt irgendwie nicht allzu einladend aus. Kurz vor dem Einstieg sieht man das erste Mal durch die Bäume nach oben direkt in das sehr steile Risssystem.

    morgendlicher Zustieg
    erster Blick ins Risssystem

Alle folgenden Zahlen und Angaben beziehen sich auf die Beschreibung im Topoguideführer. Die 1. Länge (V+)führt in Kaminkletterei auf den Kopf einer großen abgespaltenen Schuppe und in einer größeren Rechts-Links-Schleife zum Stand am Ende eines Bandes an zwei NH (verbessert durch einen Camalot #1). Wir hatten einen kleinen Rucksack mit dabei. Im engen Anfangskamin musste ihn aber Max hinter sich her ziehen. In der 2. Länge (VI+) folgt die einzige unangenehme Plattenstelle der ganzen Tour. Der umgeschlagene Bohrhaken kann mit einer ganz dünnen Schlinge trotzdem noch gefädelt werden und beruhigt die Nerven. Nach dieser Länge ist man dann im eigentlichen Risssystem angekommen.

    1.SL – auf der abgespaltenen Schuppe
    2.SL – plattige Stelle
    2.SL – plattige Stelle

Die 3.SL (VI) pfeift auf 45m sehr steil nach oben. Geniale Risskletterei in der man seine Piaztechnik unter Beweisstellen kann. Das Absichern der Länge mit Cams ist kein Problem und macht richtig Laune. Lediglich 3-4 Meter waren etwas feucht. Ein paar mal bieten abstehende Knubbel gute Rastpositionen. Der Stand ist an einem größeren Verhau von fixen Seilstücken und Normalhaken. Wer seine Sicherungen deutlich nach unten verlängert (mit Cams leicht abspannbar) kann auf einem Miniabsatz sogar relativ angenehm stehen. Gerade sehen wir zwei weitere Seilschaften am Einstieg eintreffen.

    3.SL – 45 m steile und tolle Risskletterei

Die 4.SL (VI+) ist mit 15 m sehr kurz und geht bis zum Beginn der rechten oder linken Rissvariante vor der Dachlänge. Nach dem Standplatzverhau folgt eine kurze Körperrissstelle, die gar nicht so unangenehm ist wie sie von unten aussieht. Standplatz nach 15 m an 3 NH am Beginn der rechten Variante. Da man eher links klettert muss man etwas schwerer 2 Meter nach rechts zum Standplatz queren (hier kam zum ersten mal unser größter Camalot #5, früherer Camalot #4, zum Einsatz). Topoguide klettert hier in der rechten Variante weiter und beschreibt auch nur diese. Diese sah uns aber wesentlich unangenehmer (breiter offener Kamin) und schlecht abzusichernd aus. So ging es für mich in unserer 5. SL vom Stand wieder kurz nach links in die linke Variante (Plaisir 6a+) und dem steilen Riss entlang hoch. Nach 30 m kommt man zu einem sehr unbequemen Stand an 3 alten NH. Hier empfiehlt es sich noch 4m nach rechts zu queren auf einen wesentlich bequemeren Absatz mit Stand an verschiedenen gefädelten Seilstücken. Von dort hat man einen beeindruckenden Blick nach oben in die kommende Länge unter den riesigen Dächern. Die Längen 4 und 5 könnten auch zu einer langen Länge zusammengefasst werden. Beim Blick nach unten sehen wir die erste folgende Seilschaft ins Risssystem kommen und staunen etwas, denn es sind tatsächlich die unscheinbaren kalifornischen Mädels vom Nachbarzelt.

    4.SL – kurze Körperrissstelle
    4.SL
    5.SL – Max am Stand nach der 4.SL
    5.SL
    5.SL

Die folgende 6. SL unter den Dächern ist mit Abstand die schwerste und anspruchsvollste der Tour. Sie bewegt sich unserer Meinung nach sehr anhaltend im VII. Grad, stellenweise vllt. auch im oberen VII. Grad. Die Bewertung im Topoguide mit VII- ist eher fraglich. Wie auch immer es geht senkrecht bis leicht überhängend direkt unters Dach und dann spektakulär und ausgesetzt ca. 20 m dem leider eher offenen und runden Riss entlang nach rechts zum Stand in einer Gufel. Der Riss ist zudem so groß das man selber fast nichts mehr absichern kann und auf die wenigen vorhanden alten Megaprofilhaken zurückgreifen muss. Ein paar Meter vor dem Stand passte dann zum Glück noch unserer größter Camalot #5 in den Riss.

    Blick auf die anspruchsvolle Dachlänge
    6.SL – auf dem Weg unters Dach
    6.SL – auf dem Weg unters Dach
    6.SL – nun unterm Dach nach rechts
    Blick zurück vom Stand in der Gufel

Die 7.SL (VII-/10m) gehört wieder mir. Aus der Gufel heraus geht es fast noch luftiger eine Art kleine Verschneidung wenige Meter hinauf. 1 Fixschlinge und weiter oben passt im Grund nochmals der Camalot #5. Ein tolles Gefühl dort oben am Stand an den Bäumen wenn man der Steilheit entstiegen ist. Die Schwierigkeiten liegen hinter einem und das Gelände ist nun insgesamt wieder deutlich flacher. Bisher waren wir 3.5 h am Klettern.

Die Tour ist aber noch lange nicht zu Ende, gerade mal 7 von 16 Seillängen hat man dort hinter sich. Der obere Teil ist meistens einfach aber auch sehr frei. Auf den folgenden 9 Seillängen sahen wir noch 1 NH. Stände kann man aber vielfach an Bäumen oder anderem Buschwerk machen. Zwischensicherungen sind meistens kein Problem, lediglich auf der Knubbelrampe (SL 9 u 10) kann man eigentlich keine Zwischensicherung anbringen Der erwähnte einzige normalhaken des oberen Teils steckt als Standmöglichkeit an der Knubbelrampe. Ich zog aber lieber zwei in Reihe geschaltete Büsche rechts daneben vor. Die Seillängen 11 und 12 sind volle 60 m lang! Besonders die 11. SL bietet auf 40m geniale Kletterei an einer perfekten dünnen Schuppe (IV+). Der Riss in SL 14, im Topo mit heikler Riss bezeichnet, ist nur eine kurze unangenehme Stelle die auch für kleine Personen wie mich mit einem kräftigen Schulterklemmer gut überwunden werden kann. Der beruhigende Camalot #5 war im Riss aber völlig offen und lag mehr so drin. Eine ganz dünne steile Quarzader führt in dieser 14. Länge zum Stand an Bäumen. Kurzer plattiger Absatz in SL 15 zum Stand an drei Birken. 16. Und letzte Länge erst kurz im Gras etwas abwärts und anschließend über Gras und leichte Platten zum Ausstieg.

    8.SL – Querung zur Knubbelrampe
    9.SL – die ersten Meter der Knubbelrampe
    11.SL
    14.SL
    Max am Ausstieg
   

Auch da das Wetter schon sehr früh schnell schlechter werdend aussah haben wir im oberen Teil deutlich Gas gegeben und die 9 Seillängen in 2 h zurückgelegt, insgesamt also 5,5 h Kletterzeit für die Tour. Die erste Abseilstelle ist nicht schwer zu finden. Vom Ausstieg auf deutlichem Pfad nach links und durch ein Wäldchen abwärts. Kurz nach einem Felsblock (alter roter Punkt) am linken Wegesrand geht es nach links auf die Felskante zur ersten Abseilstelle. Die Abseilpiste (Längen zwischen 35 – 55 m ) ist mit jeweils 2 Inox-Ringhaken perfekt eingerichtet.

    perfekt eingerichtete Abseilpiste

Lediglich die ersten beiden Abseillängen sind nicht in Falllinie, sondern deutlich rechtshaltend (bei Blickrichtung aus der Wand) entlang eines seichten Plattenrückens. Die gewaltigen Plattenfluchten im oberen Teil sind schon beeindruckend. Vorallem wenn man bedenkt hier geht u.a. die Tour „Anche per oggi non si vola“ drüber, überwelche man ja quasi abseilt. Sehr steile Platten und weite Hakenabstände sind in diesen Touren Programm. Während des Abseilens sieht man immer wieder rüber in die „Oceano Irrazionale“, so sehen wir die beiden kalifornischen Mädels gerade in der Knubbelrampe (Die Rampe ist jedoch in dieser Seitenansicht schlecht zu erkennen).

    Knubbelrampe von der Seite
    Plattenfluchten im oberen Teil
    senkrecht überm Val di Mello?
    Blick auf erste Seillänge im Risssystem

Es gibt demnach im weiteren Abseilverlauf auch mehrere Stände der verschiedenen touren zu sehen. Wer sich aber immer an die zwei Inox-Ringhaken hält kann nicht viel falsch machen. Nach 10 maligem abseilen stehen wir glücklich wieder am großen Einstiegsband. Der weitere Abstieg ins Tal mit Abklettern und steilen Fixseilen erfordert nochmals Konzentration. Eine stimmungsvoller Abend im Talort San Martino mit Pizza, Wein und italienischer Karaokeparty im Albergo Genzianella folgte...

    Abstieg an den Fixseilen
    Abstieg an den Fixseilen


Eine rundum spektakuläre Tour, die ihrem großen Namen völlig gerecht wird....

Viele Grüße
Max und Tobias


Material (auszugsweise):
60m Doppelseil
2 komplette Sätze Camalots (#0.3 - 2) und jeweils einen #3, #4 und #5 (Größenangaben der aktuellen Ausführung, ehemalig #3,#3.5 und #4)
1 großer Satz Klemmkeile
7 Bandschlingen
8 Expressen
Keine Normalhaken und keine Hexentrics


Campingplatz im Val di Mello:
Seit 2009 hat der Campingplatz beim großen Parkplatz im Val die Mello wieder geöffnet. Er war anscheinende 7 Jahre lang geschlossen. Man durfte nun wieder offiziell bis zum Parkplatz mit dem Auto fahren und ist somit auf keinen Shuttlebus von San Martino mehr angewiesen (oder natürlich zu Fuß). Der Campingplatz ist insgesamt einfach aber völlig ausreichend und bietet sogar kostenlos warme Duschen. Preis pro Nacht für zwei Personen, ein Auto, ein Zelt: 21 €. Man sieht auch deshalb keine Wildcamper zwischen den Granitblöcken mehr.


Hier im Rocksports-Forum wurden auch andere große Klassiker im Val di Mello schon beschrieben, hier die Links:


- Kundalini und Luna Nascente


- Kundalini


- Kundalini und Luna Nascente an einem Tag


- Piedi di Piombo
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