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Seilhenkerrinne, M5, WI5, 3.2.2008, Allgäu, Oytal
#1


Seilhenkerrinne, 3.2.2008

[Bild: 10_Seilhenkerrinne_kleiner_1.jpg]


Seilschaft: Simon Steinberger, Alban Glaser
Schwierigkeit: M5, WI5, 7 Seillängen, ca. 400m Kletterlänge

Im ersten Eiskletterführer des Allgäu´s von Panico (Wasserfallklettern zw. Bregenz und Garmisch“) von 1998 blieb ich beim Durchblättern immer wieder an einer Tour hängen, der Seilhenkerrinne. Es gab kein Bild von ihr, nur der Vermerk: 1982 begangen, bis zur Drucklegung keine Wiederholung bekannt. Nach ein paar Touren im Oytal wusste ich dann wo die Tour zu finden und wie die Linie aussah. Mit zunehmenden Touren entstand der Wunsch diese Abenteuertour klettern zu wollen. Beim Winterklettern am Aggenstein 2006 traf ich dann zufällig Florian Behnke, welcher eine der ersten, oder evtl. „Die Erste“ Wiederholung der Tour gemacht hat. Er gab mir ein paar Infos an die Hand und von da an war die Tour ganz oben auf der Wunschliste.
Mit Simon verabredete ich mich zunächst am Sonntag einfach was zusammen Mixedklettern zu wollen. Nach langem hin und her fiel dann die Wahl auf die Seilhenkerrinne. Wir beschlossen uns die Sache mal anzusehen und im Zweifelsfall abzubrechen oder eine Ersatztour an der Käseralpe zu machen.

Um 6 Uhr starteten wir ins Oytal und waren nach ca. 2h am Abzweig zur Rinne. Vom Weg hat man schon einen tollen Blick in die Route. Die Crux der Tour, so wurde mir gesagt, soll das steile Eisstück (4. Länge) zum oberen Wandteil sein. Heute hatte diese Passage einen Eisvorhang und schien kletterbar und absicherbar zu sein. Der untere Teil ist geneigt und schien gutes Eis zu haben. Um ihn machten wir uns nicht viel Gedanken und stuften die Bedingungen daher als gut ein. Wir ließen einen Rucksack am Einstieg und nahmen einen mit, da wir für den Abstieg u.a. Lawinensonde, Schaufel und LVS dabeihaben wollten.
Vom Weg geht es zunächst ca. 100Hm noch die Rinne hinauf bis man am Fuß der Eisrinne angelangt. Wir beobachteten kleinere und größere Spindrifts welche seitlich, aber auch über die Tour abgingen.

[Bild: 10_2_Zustieg_zur_Rinne_1.jpg]

Beide waren wir heiß auf den Vorstieg und mussten erstmal ausknobeln wer mit dem Vorstieg beginnen darf. Ich hatte die Ehre und machte mich an die erste Länge. Wir schätzten im unteren Teil die rechte Rinne als besser und leichter ein, wie die linke und nahmen an dort zeitsparender voranzukommen.
Die erste Länge war noch leicht und bot passables Eis (ca. WI2).

[Bild: 10_3_1_Laenge_a_1.jpg]



[Bild: 10_4_1_Laenge_1.jpg]

Nach 50m erreicht man einen Absatz. Dort bezog ich rechts, seitlich auf einem kleinen Eisfleckchen Stand. Zwei gute Eisgeräte und eine abgebundene Eisschraube. In der Rinne der zweiten Seillänge wäre ein Stand schlecht gewesen wegen Eis/Steinschlag. Zudem gab es dort keinerlei Möglichkeiten für Felshaken, Friends oder Eisschrauben. Simon kam nach und machte sich an die zweite Länge.
Zunächst ging es noch flacher und einfach hinauf. Eine Schraube am Anfang war ganz passabel, dann gings aber zur Sache. Das Eis, welches von unten so gut ausgesehen hatte entpuppte sich als recht dünn, oft nicht durchgängig oder spröde und zusätzlich offenbarte sich der Fels seitlich als brüchig und sehr absicherungsfeindlich.

[Bild: 7aa99d77-8771-40da-b999-af602fe43d0a.jpg]
(alt+p)

[Bild: 10_7_2_Laenge_1.jpg]

Simon fand eine Möglichkeit für eine Köpfleschlinge und weiter oben noch eine Stelle für einen 0,4er Camelot. Das Eis war leider zu dünn um verlässliche Schrauben anzubringen. In eleganter Spreiztechnik arbeitete er sich langsam und vorsichtig empor. Die Seillänge war ca. M5, 55m, schlecht absicherbar und psychisch fordernd. Nicht nur Simon tat einen Jubler als er das Flachstück am Ende dieser Seillänge erreichte und guten Stand im Eis bezog. Fraglich bleibt, ob die linke Rinne leichter gewesen wäre, vermutlich jedoch nicht.
Im Nachstieg war die 2. Länge dann eher zu genießen.

[Bild: 10_8_2_Laenge_Tiefblick_a_1.jpg]



[Bild: 1f6ddae1-1ea9-4bf2-89db-ced269aaa9a8.jpg]
(alt+p)
Die 3. Länge war dann wieder reiner Genuss in fantastischem Ambiente.
Zuerst ging es ca. 25m einfach eine ca. 45 Grad geneigte Eisrampe nach links hinauf bis zu einem kleinen Aufschwung welcher aber auch gutes Eis bot.

[Bild: 10_10_3_Laenge_1.jpg]


[Bild: 10_11_3_Laenge_1.jpg]

Dann war der Blick frei zur Steileisstufe am Ende des unteren Wanteils, und die sah kletterbar aus. Ca. 10m unter dieser war unser 60m Seil aus. Eine Schraube ins Eis und wir gingen noch 10m simultan bis ich Stand direkt unter der Eissäule beziehen konnte in der Felsverschneidung.

[Bild: 10_12_Standplatz_nach_3_Laenge_1.jpg]

Dort fand ich auch einen Felshaken im Verschneidungsgrund (das einzige fixe Absicherungsmaterial welches wir gefunden hatten). Im gleichen Riss tiefer gab es zwei passable Friendmöglichkeiten für einen 0,5er und 0,75er Camelot.
Simon kam nach und war wie ich beeindruckt vom Blick auf die folgende Seillänge. Direkt neben meinem Stand ging die Säule los. Gleich zu Beginn konnte Simon eine gute Eisschraube setzen und dann ging es in senkrechte bis Anfangs leicht überhängende Eis.

[Bild: 10_13_Steileis_der_4_Laenge_1.jpg]


[Bild: 10_14_Steileis_der_4_Lnge_1.jpg]


[Bild: 10_141_Ausblick_vom_Stand_zum_Himmelhorn...grat_1.jpg]

Nach ein paar Meter konnte Simon sogar nach links gegen die Felswand ausspreizen was das Vorwärtskommen etwas erleichtert. Diese steile Eisstufe ist ca. 8-10m hoch und war bei uns ca. WI5 und gut absicherbar. Sollte die Säule, bzw der Eisvorhang hier nicht bis zum Boden gewachsen sein kanns hier glaub ich sehr unangenehm sein. Denn die Felsverschneidung sah nicht gerade einladend zum Klettern aus. Weiter rechts schien es noch eine flachere Mixedvariante zu geben, welche aber dünnes Eis bot und wahrscheinlich vom Fels auch nicht besser wie sonst in der Tour ist.
Nach dem steilen Stück legte sich das Eis etwas nach hinten (ca. 65-80 Grad) und es ging nochmal ca. 20m im dicken Eis weiter bis zu einer senkrechten Stufe an welcher Simon Stand bezog. Das Seil würde zwar locker für einen Ausstieg in das darüberliegende flachere Gelände reichen, allerdings fehlen dort dann möglicherweise die guten Standplatzmöglichkeiten bei mangelndem Eis.

[Bild: 10_15_Nachstieg_in_der_4_Laenge_1.jpg]

Mir pumpte es im Nachstieg ordentlich die Unterarme auf, sodass ich erstmal gar nicht böse war als 5m nach Simons Stand schon der Ausstieg aus dem unteren Wandteil in das flache Stück am Beginn des oberen Wandteils erreicht war. In der 5. Länge stapft man dann eine Schneerinne hoch (schätzungsweise 30 Grad) und kann auf einem kleinen Rücken rechts davon an zwei Stellen an kleinen Eisschildern kurze Schrauben setzen.

[Bild: 10_16_Blick_zurck_auf_5_Laenge_1.jpg]

Ca. 15-20m vor dem obersten Eisfall war dann wieder das Seil zu Ende. Ich hatte gerade eine passable Schraube zur Sicherheit an einem kleinen Eisschild gesetzt und wir stiegen daher noch simultan weiter bis zum Wasserfall. An diesem empfiehlt es sich wegen Eisschlag rechterhand Stand zu beziehen.

[Bild: 10_17_Der_Ausstiegswasserfall_der_6_Laenge_1.jpg]

Das Gelände ist hier sehr flach und wir machten erstmal eine kurze Brotzeitpause. Wir waren auch noch ganz gut in der Zeit. Eigentlich wäre Simon wieder mit Vorstieg dran gewesen aber er überließ mir freundlicherweise für die interessant ausschauende letzte Länge den Vorstieg. Der Abschlußwasserfall ist ca. WI 2-3 (vom Tal schaut er steiler aus). Das Eis war hier noch mal recht spröde aber gut absicherbar.

[Bild: 10_18_6_Laenge_1.jpg]

Der Wasserfall verjüngt sich nach oben immer mehr und mündet in einer immer flacher werdenden Rinne in welcher vor einer ca. 2m hohen Stufe dann das Eis aufhört. Unterhalb dieser Stufe/kleinem Überhang war unter dem Schnee rechts eine kleine Höhle (ca. 70cm breit, 2m tief) in welcher rechterhand in einem kleinen Riß ein guter Drehmomenthaken zu platzieren war. Durch diesen gut gesichert ging es dann noch einmal zum lohnenden Abschluss in wenigen Zügen Mixedkletterei (Ca. M4) über den Wulst in flaches Gelände der Ausstiegsrinne. Am Wulst gab es obendrauf etwas Eis was den Ausstieg mit Ausspreizen und Stemmen über diesen hinweg erleichterte. Fehlt dieses Eis müsste im Gras prinzipiell auch was gehen. Die Ausstiegsrinne ist flach und bot ca. 10m nach dem Wulst linkerhand am Fels noch mal eine Absicherungsmöglichkeit mit einem 0,3er Camelot. Unser Seil endete gerade als ich an einem kleinen Strauch ankam. An dessen Geäst hätte ich jetzt Stand beziehen können, entschied mich aber noch ca. 15-20m weiter zu einem soliden Baum zu steigen. Dieses Simultanklettern büßte Simon dann mit massiven Spindrifts die durch mein Schneegewühle (dachte nicht dass die bei der flachen Rinne bis runter rutschen) im direkt entgegen kamen. Sorry Simon. Besser ist also entweder im letzten guten Eis vor dem Wulst Stand zu beziehen. Oder, wenn man aussteigt, z.B. einen T-Bloc in die letzte Eisschraube zu machen und von dem kleinen Geäst zu sichern.
In leichter Schneestapferei ging es dann ca. noch eine halbe Seillänge die Rinne unschwierig empor bis zum Ausstieg auf den Sattel zw. Seilhenkergipfel (links) und Verbindungsgrat zur kleinen Höfats (rechts).

[Bild: 10_19_Am_Ausstieg_aus_der_Rinne_1.jpg]

Auf der Rückseite geht’s einfach im Gras ca. 10m hinunter und wird dann flacher. Nach ca. 5 ½ h Kletterzeit lag die Tour gegen 15 Uhr nun hinter uns und der lawinengefährdete Abstieg noch vor uns. Kein Grund also zu überschwänglich zu werden. Mit viel Respekt und weitem Abstand zueinander stiegen wir den Hang hinunter.

[Bild: 10_20_Ausblick_1.jpg]


[Bild: 10_21_Abstieg_1_1.jpg]


[Bild: 10_22_Abstieg_2_1.jpg]

Der Abstieg an sich ist leicht (keine Kletterstellen) und nach kurzer Zeit (20-30min) standen wir beide in der breiten Talsohle der Käseralpe. Geschafft, alle Anspannung verschwunden und nur noch breites Grinsen auf unseren Gesichtern.
Gemütlich und entspannt gings über den Fahrweg zurück zu unseren Rucksäcken und nach den letzten Aufnahmen von der Rinne, den Talhatsch zurück zum Auto.


Bemerkung zur Absicherung:
Material, welches wir verwenden konnten: Camelots von 0,3-1, Köpfleschlingen, mehrere kurze Eisschrauben empfehlenswert. Felshaken.
Bei uns war die Tour, die 2. Seillänge mal ausgenommen, gut absicherbar mit Eisschrauben und sonstigem Felsmaterial ( siehe Text). Die Standplätze waren meist solide. Ein Rückzug mit Abalakovs wäre jedoch schwer geworden und bei noch weniger Eis vermutlich sehr heikel. Mit Felshaken lässt sich in diesem Gestein leider wenig ausrichten, zumindest verlassen darf man sich nicht darauf. Wer einsteigt sollte also auch durchsteigen können.

Bemerkung zu den Schwierigkeiten.
Die im Topo (folgt, bzw. siehe unten) und Bericht angegebenen Schwierigkeitsbewertungen entsprechen den Verhältnissen, welche wir angetroffen haben. Da diese recht wechselhaft in der Rinne sind, sind sie rein als Orientierungshilfe gedacht.


[Bild: 10_Alban_und_Simon_1.jpg]



Gruß
Alban
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#2
Anbei das Topo von Simon:


[Bild: 5_Topo_Simon_2.jpg]
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