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Dent du Midi – Couloir des Doigts (bis 50°, 600 mH), Wallis 28.05.21 - Druckversion

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Dent du Midi – Couloir des Doigts (bis 50°, 600 mH), Wallis 28.05.21 - Tobias - 09.06.2021

„... doch wenn schon der Fels miserabel ist, warum werden dann auch die Eisfahrten gemieden? Ein Hängegletscher und einige Couloirs drängen sich als Anstiege geradezu auf und schenken jenen, welche sich doch einmal hierher verirren, das große Erlebnis der Stille und Abgeschiedenheit
 
aus: Erich Vanis - im steilen Eis
 
 
Zwischen Genfer See und Martigny ragt auf der westlichen Seite der Rhone eine im deutschsprachigen Raum nahezu unbekannte Berggruppe steil in den Schweizer Himmel empor. Es ist die Gruppe der Dent du Midi. Schon unzählige Male bin ich auf dem Weg ins Wallis oder nach Chamonix beim schweifenden Blick aus dem Auto an der markanten Berggruppe der Dent du Midi hängen geblieben. Allzu reizend stehen diese Zähne und ihre eingelagerten Schnee- und Eiscouloirs hoch über dem Rhone Tal da. Auch wenn die absolute Gipfelhöhe am höchsten Punkt der Haut Cime mit 3257 m eher gering ist, so gibt schlichtweg die Höhendifferenz von ca. 2850 Höhenmeter zwischen Rhonetal und Gipfel ohne größere Flachstücke ein beeindruckendes Bild ab. In Kombination mit der Tatsache, dass dieses Couloir des Doigts auch eine Vanis-Tour aus dem Buch „im steilen Eis“ ist, war also klar, wenn sich die Gelegenheit mal ergibt will ich da mal hoch und auch gleich idealerweise das Couloir mit Ski wieder abfahren. Die Gelegenheit ergab sich nun Ende Mai 2021 perfekt zusammen mit Jürgen und Franzi.
 
Glücklicherweise konnte wir die Route de Soi bis zur markanten 180°Grad Kehre auf ca. 1817m mit dem Auto hochfahren. Die Route de Soi ist ein relativ gut ausgebauter geschotterter Fahrweg der aus dem Val d´Illiez bis zur Alm „Soi d´en Haut“ auf 1887m hochführt. Der Abzweig von der asphaltierten Fahrstraße ist bei P. 1225m. Im Vorfeld war nicht ganz klar ob dies wirklich mit dem Auto möglich ist. Einerseits natürlich wegen möglicher Straßensperrungen anderseits aber vor allem auch wegen dem uns unbekannten Straßenzustand. Im Frühjahr ist ja auf solchen Straßen oftmals mit Lawinenresten, umgestürzten Bäumen, Altschneefeldern, Straßenschäden usw. zu rechnen. Wir hatten aber Glück und im aktuellen Zustand wäre der Fahrweg sogar auch ohne Allrad-Auto befahrbar gewesen. Somit sparen wir uns ca. 600 Hm und die Tour wurde in Kombination mit guten Schneeverhältnissen und Power beim Spuren zur kurzweiligen Halbtagestour.
 
 
    Blick aus dem frühlingshaften Val d´Illiez auf einen Teil der Dent du Midi Gruppe und in Bildmitte das sonnenbeschienene Couloir des Doigts
 
    Dent du Midi – Couloir des Doigts
 
    Dent du Midi – Couloir des Doigts
 
    Abzweig auf die Route de Soi bei P. 1225m
 
    Im Bereich der kleinen Almhütte (Dach am linken Bildrand sichtbar) auf 1910m am Fuße des Geländerücken „Le Sé Borney“. Um 05:30 Uhr sind wir am Auto auf 1817m gestartet.
 
    Kurz nach der kleinen Almhütte geht es dann mit Ski an den Füßen weiter
 
    Auf ca. 2240 m wird der Blick vollends frei auf die Nordwand der Haute Cime. Links das Couloir des Dent Jaune und rechts unser Ziel das Couloir des Doigts
 
    im unteren Teil des Couloir des Doigts – bereits auf diesem Bild ist zu erkennen das die Wände oberhalb des Couloir deutlich Sonne abbekommen. Dadurch bedingt begannen schon gegen 07:30 Uhr die Eis und gelegentlich auch Steinschlag Aktivitäten
 
    im unteren Teil des Couloir des Doigts
 
    die Engstelle ca. in Wandmitte. Die Engstelle ist auf wenigen Metern schon eine Art Kanonenrohr und man hat gegen Eis- und Steinschlag wenig Ausweichmöglichkeiten. Da dies ja bei uns schon auch Thema war steigen wir hier gestaffelt durch die Engstelle. Zwei Bewegen sich und einer beobachtet das Geschehen
 
    unterwegs im Couloir des Doigts
 
    unterwegs im Couloir des Doigts
 
    gegen 09:00 Uhr erreichen wir die Breche des Doigts. Hinter Franzi ragt der mögliche Gipfelaufstieg über den angeblich äußerst brüchigen Nordostgrat (II-III, eine Stele IV) empor
 
    Breche des Doigts
 
    der Grand Combin grüßt herüber
 
    da geht’s runter… die Steilabfahrt kann beginnen
 
    Jürgen und Franzi noch in der Breche des Doigts. Über ihnen nach ist nach rechts oben ziehend nochmal der mögliche Gipfelaufstieg über den angeblich äußerst brüchigen Nordostgrat zu sehen
 
    Steilabfahrt Couloir des Doigts
 
    Steilabfahrt Couloir des Doigts
 
    Steilabfahrt Couloir des Doigts
 
    Steilabfahrt Couloir des Doigts
 
    Steilabfahrt Couloir des Doigts
 
    Einfahrt in die Engstelle
 
    Einfahrt in die Engstelle
 
    unterhalb der Engstelle änderten sich dann zunehmend die Schneebedingungen und es wurde total hart. Das Abfahren wurde zunehmend anspruchsvoller auf teils spiegelglatter Firnkruste
 
    Der Schein trügt. Jürgens Lachen und die sonnige Stimmung täuschen etwas über die spiegelglatte und heikel zu fahrende Firnkruste hinweg
 
    gegen 10:30 Uhr sind wir wieder am Wandfuß
 
    nach einer gemütlichen Pause in der Sonne genießen wir die nun etwas besser aufgefirnten Hänge zurück Richtung Auto
 
    Blick auf das Gelände der Fahrstraße „Route de Soi“. Auch die Alm „Soi d´en Haut“ ist erkennbar. Der Rote Kreis markiert die 180°Grad Kehre auf ca. 1817m und somit unseren Parkplatz und Ausgangspunkt
 
    zunächst gilt es aber noch eine steile Querung zu fahren
 
    5 Minuten vor dem Auto war dann der Schnee vorbei…
 
    …und wir tauchen ein wieder in den Frühling. Gegen 11:15 Uhr sind wir wieder am Auto. 5h 45min nach dem Aufbruch…
 
    Blick zurück auf die Dent du Midi Gruppe
 
 
Literatur:
Im steilen Eis
80 Eiswände in den Alpen
Neuausgabe 1980
Erich Vanis

 
 
Landkarte:
SAC Karte (
https://map.geo.admin.ch
)
 
Viele Grüße
Jürgen, Franzi und Tobias