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Normale Version: Äbeni Flue - Nordwand (bis 55°, 750m), Berner Oberland 26.05.17
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„ Ein strahlender Kranz von hohen Gipfeln umrahmt den Talschluss von Lauterbrunnen. Völlig überwältigt verharrt hier der Wanderer vor einem der gewaltigsten Amphitheater der Alpen. Vom Mönch über Jungfrau, Gletscherhorn, Ebenefluh, Mittaghorn, Großhorn, Lauterbrunner Breithorn und Tschingelhorn bis hinüber zum Gspaltenhorn reiht sich ein allerschönster Berg an den anderen…“
 
„Bei einer Wandhöhe von 750 Metern weist sie [die Ebenefluh Nordwand]eine Breitenausdehnung von fast einem Kilometer auf ist fast durchweg 50 bis 55 Grad steil und bietet so der Phantasie und dem technischen Geschick des Bergsteigers beinahe unerschöpfliche Möglichkeiten. Demzufolge ist diese Flanke bereits an den verschiedensten Stellen und auf den verschiedensten Wegen durchstiegen worden, die sich eigentlich gar nicht so recht als neue Routen ansprechen lassen.“

 
aus: Erich Vanis - im steilen Eis
 
 
[attachment=12267] Äbeni Flue – Nordwand mit der von uns gekletterten Linie
 
Die jüngsten intensiven Schneefälle im Hochgebirge ließen in Kombination mit dem super Wetter übers Christi-Himmelfahrts-Wochenende beste Bedingungen in den klassischen Eiswänden erhoffen. So starten wir in größerer Gruppe zu fünft ins Berner Oberland und machen uns auf zur Äbeni Fluh (3960 m) Nordwand.
 
Von Interlaken Ost geht es mit dem Zug nach Lauterbrunnen und von dort mit dem Bus weiter nach Stechelberg (910m). Nun wartet ein wundervoller, aber langer, langer 1800 Hm Hüttenaufstieg zur Rottalhütte (2755 m). Wir dürfen die Ski ganze 1400 Hm bis etwas oberhalb der Bäreflue tragen (ca. 2300m).
 
[attachment=12268] Hüttenzustieg
[attachment=12269] Hüttenzustieg
[attachment=12270] Rottalhütte (2755 m)
[attachment=12271] Gletscherhorn Nordwand (25.05.2017)
 
 
Der Winterraum der Rottalhütte, welcher quasi die Hütte selbst darstellt, ist bestens eingerichtet und in top Zustand. Holz, Töpfe, Bier, Limonade alles ist ausreichender Menge vorhanden. Toll, dass es solche Hütte gibt! Am nächsten Morgen starten wir gegen 03:45 Uhr und fahren hinter der Hütte in den Gletscherkessel ab um auf der anderen Seite des Talkessels wieder talauswärts zu fahren. An geeigneter Stelle werden die Felle aufgezogen und wir steigen im großen rechtsbogen unter die Wand. Gegen 05:45 Uhr geht es dann los und wir steigen in die Wand ein. Schon die ersten Meter zeigen, dass sich die Hoffnung auf beste Verhältnisse erfüllen sollte. Hier einige Bilder aus der Wand:
 
[attachment=12272] Äbeni Flue – Nordwand
[attachment=12273] Äbeni Flue – Nordwand
[attachment=12274] Äbeni Flue – Nordwand
[attachment=12275] Äbeni Flue – Nordwand
[attachment=12276] Äbeni Flue – Nordwand
[attachment=12277] Äbeni Flue – Nordwand
[attachment=12278] Äbeni Flue – Nordwand
 
Nach 3 h stehen wir gegen 08:45 Uhr am Gipfel der Äbeni Fluh (3960 m). Bei windstillem Wetter und bester Fernsicht genießen wir eine gemütlich Gipfelpause.
 
[attachment=12279] Aletschhorn – Nordwand
 
Bei tollen Blicken auf die Aletschhorn Nordwand fahren wir zur Hollandiahütte ab. Während ich über die Lötschenlücke ins Lötschental abfahre und aufgrund familiärer Verpflichtungen die Heimreise antrete, bleibt der Rest der Gruppe noch zwei Tage im Berner Oberland. Es folgte bei ihnen, die Haslerrippe aufs Aletschhorn und der Rückweg über Breithorn und den Beichtpass in Lötschental.
 
[attachment=12280] Blick ins Lötschental
[attachment=12281] kurz vor Fafleralp
 
 
Äbeni Flue (3960 m) – Nordwand:
- 1. Begehung: 02.08.1895 Claude A. Macdonald, Christian Jossi sen. und Peter Bernet (im rechten Wandteil und z.T. im Fels)
- 1. direkte Begehung: 04.08.1937 Peter Aschenbrenner und Wastl Mariner (heutige klassische Eiswand)
- Schwierigkeit: max. 55°
- Wandhöhe: 750 Hm
- Kletterzeit: 4-6 h (Vanis Angabe)
 
 
Literatur:
SAC Hochtourenführer
Berner Alpen
 
 
Im steilen Eis
80 Eiswände in den Alpen
Neuausgabe 1980
Erich Vanis

 
 
SAC-Karten:
1:25000:               1248 Mürren
1:25000:               1249 Finsteraarhorn
1:25000:               1268 Lötschental
 
 
 
Viele Grüße
Martin, Markus, Manfred, Flo und Tobias
Vielen Dank für den interessanten Bericht über Eure Begehung der Ebnefluh N Wand,bei der ich mich auch an unser Erlebnis in dieser mächtigen Eisflanke erinnere.
Aber beginnen wir doch von vorn:

Nachdem Gregor und ich 1992 nach einem Fehlversuch am Reissend Nollen uns erfolgreich dem Schreckhorn (
www.camptocamp.org/routes/186706/fr/schreckhorn-pilier-s
) zu gewandt hatten,unternahmen wir,ab da mit Christian als Verstärkung unsere erste längere Vorbereitungs Eis Tour an der Blüemlisalphorn N Wand (
www.hikr.org/tour/post85366.html#comments
).

Nach der Rückkehr ins Tal und dem Ortswechsel nach Stechelberg im hinteren Lauterbrunnental begannen wir den 1800 m hohen Aufstieg zur Rottalhütte,bei der ich mit 6 h von uns dreien zwar die meiste Zeit benötigte,aber die offizielle Zustiegsdauer zumindest noch nicht all zu stark überschritt.

Nach dem frühen Aufstehen am nächsten Tag wurde erst der flache Rottal Gletscher überquert und dann der in diesen mündende  spaltenreiche Zusstiegsgletscher,der uns einige Zeit kostete,bis zu seinem oberen Ende auf ca.3200 m verfolgt,wo wir dann erst mal Vorbereitungen zu treffen hatten für den  Einstieg in die bis zu 55 Grad steile Wand,die  ab hier immer noch 750 mH über uns aufragte und schon in den unteren Abschnitten ausgedehnte Blankeiszonen bereithielt,deren Umfang mit ansteigender Wand Höhe noch weiter zunahm,was dann doch auch einige Erholungspausen und irgendwann auch die Umstellung vom gleichzeitigen Gehen zum Seillängen weise Sichern erforderlich machte.
Aufgrund dieser situativen Gemengelage und der nicht gerade leichten Rucksäcke,die für weitere Hütten Übernachtungen und noch einen weiteren Gipfel ohne Zwischenabstieg ins Tal gepackt waren,zog sich die Sache auch wegen der allmählich nachlassenden physischen Reserven doch so in die Länge,dass wir den Ebnefluh Gipfel erst am späten Nachmittag erreichten.
Als wir den Kilometer langen Abstieg über einen flach abfallenden Gletscher dann endlich hinter uns hatten,war es spät am Abend,als wir die Hollandia Hütte betraten.

Da wir einen ausgeruhten Zustand und frühen Aufbruch für die nächste Tour aufs Aletschhorn benötigt  hätten,verschoben wir diese um einen Tag und nutzten die dazwischen liegende Zeit erst mal zum Schöpfen neuer Kräfte.

Und statt der im Vergleich zur Ebnefluh Nordwand,die uns wirklich einiges an Kräften abverlangt hatte,noch mal zusätzlich um die Hälfte höheren direkt gegenüber der Hütte aufragenden Nordwand des Aletschhorns änderten wir unsere Planung zugunsten der am Aletschfirn  einige Kilometer weiter unterhalb auf etwa 3000 m Höhe beginnenden und mit 700 m Wandhöhe auch nicht gerade kurzen Hasler Rippe (
www.hikr.org/tour/post505.html#comments
) ,die in der unteren Hälfte Fels Gelände bis zum 3en Grad und nach oben einen um 45 Grad geneigten Firn Sporn bereithielt und auf 3700 m Höhe endete.
Von dort ging es nochmals fast 500 m H am Ostgrat zum Vor- und schliesslich zum Haupt-Gipfel des 4195m hohen Aletschhorns.
Der Abstieg erfolgte dann über den Zentralsporn der SW Flanke zum Ober Aletsch Gletscher,von dem man dann nach einigen km Gletscher Marsch und vom bis dahin geleisteten Tagewerk ohnehin schon reichlich müde sich noch mal über 200 m H an Eisenleitern über eine Felswand zur Oberaletsch Hütte hinaufkämpfen darf.

-Aber nicht klagen:zum Einstieg der Haslerrippe wars von der Hollandia Huette am Beginn des Tages zum Ausgleich ja auch erst mal Kräfte sparend bergab gegangen,was als Routen Zustieg nun wirklich alles andere als alltäglich ist.-

So also waren wir erst mal froh,die neu erreichte Unterkunft für eine Übernachtung vor dem Abstieg ins Tal nutzen zu können,bevor es am nächsten Tag erst mal wieder alle Stufen hinunter und den Gletscher hinaus ging,wo nach etwa 2 h mit Erreichen der Riederalp zumindest der bergsteigerische Teil des Urlaubs sein Ende fand und dann mit Erreichen der Seilbahn Talstation die Querüberschreitung der Berner Hochalpen schliesslich endgültig abgeschlossen wurde.