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Ukraine

Ostern 2011 wurde ich von einer sehr geschätzten Kletterkollegin auf die Krim in der Ukraine zum Klettern eingeladen. Ich muss zugeben, Anfangs war ich etwas skeptisch da ich eher der mediterrane Typ bin, Mittags klettern unter (oder über) Palmen und Abends Fisch in Olivenöl mit reichlich Knoblauch im Restaurant an der Promenade essen sind eher mein Ding, La dolce Vita eben, ihr wisst was ich meine. Aber ich wäre schön blöd, wenn ich so eine Einladung ausschlagen würde. Also stieg ich am Karfreitagabend in Memmingen in den Billigflieger der Wizzair Gesellschaft (ohne Scheiß, die heißt wirklich so) zum 2 ½ nonstop Flug nach Kiev. Man landet dort allerdings nicht auf dem Internationalen Airport, sondern auf einem sehr kleinen Flughafen Namens Zhulyany…wirklich sehr klein, aber gemütlich, fast schon familiär mit superfreundlichem Personal, es spricht dort zwar niemand Englisch, macht aber nix. Oh, die Gepäckausgabe ist recht lustig, ihr werdet Augen machen, Partystimmung im wahrsten Sinne des Wortes! Hahaha!
Ich wurde dann von meiner Kletterkollegin Nataliya in Empfang genommen Es war mittlerweile schon halb ein Uhr Nachts, um diese Uhrzeit Fahren keine Busse und U-Bahnen mehr in die Stadt, deshalb mussten wir ein Taxi nehmen, aber Obacht! Nicht die Taxis vor Ort nehmen! Das sind Halsabschneider. Nataliya bestellte uns per Telefon ein Taxi, und wir fuhren zu ihrer Wohnung. Es ist übrigens nicht Üblich, wenn man in einem Taxi hinten sitzt sich anzuschnallen und wird als Misstrauen in die Fahrkünste und Kompetenz des Fahrers angesehen, und keine Sorge, neben seinen Telefonaten findet er hin und wieder Zeit, auf den Verkehr zu achten. Was die Fahrt gekostet hat kann ich leider nicht sagen, Nataliya hat sie bezahlt.
Nach einer ausgezeichneten Nacht auf der Gästecouch ging’s nach dem Frühstück mit der U-Bahn in die Stadt, Die U-Bahn an sich ist schon sehenswert mit ihren Kronleuchtern und Mosaiken fühlt man sich wie in einem Schloss und für umgerechnet 2 Euro bekommt man 10 Chips.
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Wir besichtigten das Goldene Tor,
die Sankt Andreas Kathedrale, Diverse Plätze mit ihren monumentalen Bauten aus vergangenen Zeiten und das orthodoxe Pecherska Lavra Kloster.
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Dort besuchten wir Valentin ein Mönch und guter Freund von Nataliya. Er sagte er werde für unseren Klettertrip beten. Somit hatten wir auch den geistlichen Beistand auf unserer Seite, zum Abschluss schenkte er mir noch ein Ei, war ja auch Ostern. Leider ist es während der Reise zu Bruch gegangen, was mich sehr geärgert hat.
Aber wir mussten uns Beeilen, schließlich mussten wir unseren Zug nach Simferopol kriegen. Ich weiß nicht mehr wie lange der Zug unterwegs war ich glaub das waren bestimmt Zwölf Stunden, ABER! Nataliya hat ein Schlafabteil gebucht somit sind wir Nachts unterwegs gewesen und ich sag’s euch das ist äußerst bequem und interessant dazu, wir teilten unser Abteil mit Nikita, er sprach glücklicherweise Englisch ein unterhaltsamer Abend war garantiert, ich habe die Erfahrung gemacht, dass man in diesem Land sehr leicht ins Gespräch kommt…Wenn man die Sprache beherrscht! Ich hab’s Versucht! Ehrlich! Mit meinem Arbeitskollegen haben wir die wichtigsten Worte und Sätze einstudiert. Alles für die Katz! Niemand verstand mein Russisch. Meine Zunge ist nicht gebaut für dieses Alphabet. Aber zurück zum Thema, Die Schlafabteile sind sehr geräumig, sauber und Super ausgestattet, die Bettlaken und das Handtuch sind in Folie eingeschweißt, also frisch, die Matratze recht flauschig und die Pritsche breit genug um nicht runter zu fallen. Und das unebene Gleisbett schaukelt einen wunderbar in den Schlaf. Oh, zu beachten sind auch die Teegläser.
In Simferopol angekommen ging es 2 Stunden mit dem Bus weiter für umgerechnet 2,65€ nach Sudak am Schwarzen Meer. Die ersten Kilometer fragte ich mich, wo soll man denn in diesem Land klettern? Alles so Flach hier, das mir fiel schon im Zug auf, diese endlose Ebene
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wird hin und wieder von kleinen Ortschaften und seltsamen, unförmigen Kratern unterbrochen. Ich denke, dass es etwas mit dem Grundwasser und dem Sandigen Boden zu tun hat. Ich bin kein Geologe und hab nur den Hauptschulabschluss. Vielleicht kann’s mir ja jemand sagen. Auf jeden Fall sieht es recht interessant aus. Langsam änderte sich das Landschaftsbild mit jedem weiteren Kilometer vom endlos flachen Ackerland in eine Alpähnliche Landschaft mit plattigen Felstürmen und Spärlicher Vegetation hin und wieder sah ich die kleinen Weinstöcke, für dessen Sekt die Krim berühmt ist.
Am zentralen Busbahnhof in Sudak angekommen stiegen wir in einen Stadtbus der uns zum anderen Ende der Stadt brachte. Mit Preisen zwischen umgerechnet 25 bis 40 Cent sind die kleinen gelben Busse preiswert, gern genutzt und pünktlich. Unsere Ferienwohnung lag unmittelbar unterhalb der Burg Sudak ein gut erhaltener Festungskomplex aus dem 6. Jahrhundert von Genuesischen Adligen erbaut.
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Dort wollten wir uns dann mit Tatyana und Irina, zwei Kletterkolleginnen von Nataliya treffen.
Was sehr wichtig war, als wir in unserem Quartier eincheckten, dass ich ja meine Klappe hielt! Ich solle weder Deutsch noch Englisch und schon gar nicht mein erbärmliches Russisch sprechen, am besten gar nichts hat mir Nataliya erklärt. Sobald die Besitzer der Unterkunft merken, dass du Ausländer bist wird’s teurer. Also hielt ich schön brav die Klappe. Tatyana und Irina waren schon da, als wir bei der Ferienwohnung ankamen.
Die Ferienwohnung war äußerst einfach eingerichtet und eben frisch renoviert worden, das heißt, nur der Boden und die Türzargen wurden frisch gestrichen, so frisch, das meine Schuhe auf den Dielen klebten. Das Badezimmer bestand aus einem freistehendem Waschbecken mitten im Hof, die Toilette war ein kleines gemauertes Häuschen weit hinter dem Haus, das zwischen Hundezwingern lag und auch schon bessere Zeiten gesehen hat. Eine Dusche war vorhanden allerdings abgeschlossen. Das klingt jetzt zwar nach einem lustigen Abenteuer oder nach Urlaub auf dem Bauerhof, aber die Vorstellung, morgens im Hof vor aller Augen bei frischem Ostwind sich zu waschen und rasieren und nachts zum Toilettengang an den Hundezwingern vorbei zu müssen (zumal ich ein bisschen Angst vor Hunden habe) behagte mir nicht so sehr. Und nach einer Kletterei ne Dusche nehmen zu können ist schon ne feine Sache. Während ich über die Situation beim Händewaschen nachdachte querte ausgerechnet auch noch die Besitzerin den Hof, sah mich und stellte mir eine Frage auf Russisch. Ich verstand natürlich kein Wort und nach wiederholter Frage antwortete ich einfach „Harascho“ was in etwa Gut bedeutet, aber wohl die falsche Antwort auf ihre Frage war. Und somit war ich aufgeflogen! zurück in der Wohnung erzählte ich Nataliya von meiner Enttarnung, und sie meinte, das macht nichts, wir gehen jetzt erstmal klettern und anschließend suchen wir eine andere Bleibe, sie war mit dem Zustand auch nicht einverstanden. Also packten wir unser Kletterzeug und marschierten los zum Ortsausgang in Richtung Nowyj Swet der Name bedeutet Neue Welt, vorbei am Kletterverein, auf dessen gegenüberliegender Seite ein kleiner Klettergarten der direkt am Meer liegt, aber dazu später. Der Kletterklub hat auf seinem Gelände auch Platz für Zelte. Nach ca. 2 Kilometern Küstenstrasse standen wir vor einem riesigem Felsriegel Namens Sokol.
Am Einstieg angekommen fiel mir sofort die beispielhafte Absicherung auf, die Bohrhaken waren nach Lehrbuch gesetzt, da können sich einige Routenbohrer in Westeuropa eine Scheibe abschneiden! Das sag ich euch! Da hat jemand echt was gedacht bei der Arbeit. Nicht nur diese, sondern alle mit Bohrhaken versehene Routen, die ich dort geklettert bin waren Perfekt abgesichert. Die heutige Route war von der Straße leicht auszumachen,
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wie ein weißes Band zog sie sich den Fels entlang nach oben. Über einen leichten Hang und Trampelpfade erreichten wir den Einstieg. Der Fels war trotz das er stark begangen wird griffig und rau, Die erste Seillänge war auf die ersten 8 Meter mit 6a bewertet danach eher mit 5b senkrecht mit kleinen Verschneidungen und eher kleingriffig, so wie ich es mag. Die folgenden 2 Seillängen (6a und 5b) entsprachen demselben Charakter, bevor
der Fels in eine leicht schräge Plattenkletterei überging.
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Vom Felscharakter her kann man es ein bisschen wie Arco vorstellen, nur nicht so abgespeckt, glattpoliert aber mit einer recht spärlichen Vegetation. An der dritten Seillänge fiel mir auf, das am Einstig sich ein anderes Kletterduo bereit machte und ich dachte mir aber nicht dabei. An der vierten Seillänge hatten sie uns schon überholt! Nataliya kannte einen von ihnen, und hielt einen kleinen small talk, er ist eine Bekanntheit unter den Ukrainischen Kletterern und heißt Dmitriy Evseev und ist einer der Besten Kletterer der Ukraine. Er hat übrigens diese und viele andere Routen in dieser Ecke eingebohrt. Oben angekommen gratulierte mir Nataliya zu erst, da ich ihrer Meinung nach der erste Deutsche war der diese Route begangen ist, ein komisches Gefühl.
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Wir machten uns auch gleich auf den Abstieg auf der Rückseite des Berges, da ein doch recht kühler Ostwind blies. Außerdem wollten wir ja noch nach einer anderen Bleibe suchen. Nataliya kannte da noch eine andere Ferienwohnung ein paar Meter weiter die eher nach unserem Geschmack war. Nett eingerichtet, mit richtigem Badezimmer und Dusche. Vergleichbar mit günstigen Hotelzimmern im griechischen Hinterland aber um Welten günstiger 5€ die Nacht pro Nase. Die Küche war ein kleiner Vorraum. Aber wir vier beschlossen an diesem Abend nicht selbst zu Kochen sondern ins Restaurant zu gehen. In Sudak findet man alles was das Herz begehrt, Pizzerias, Snackbars und einheimische Küche vorausgesetzt es ist Saison. über die ukrainische Küche kann ich allerdings nicht viel berichten, ich war nur vier Tage dort, und hab mich da jetzt noch nicht so sehr informiert. Ich nehme an sie wird nicht sehr stark von der Russischen abweichen, abgesehen von unserem Restaurantbesuch aßen wir recht häufig Borschtsch und Pelmenis. Borschtsch kennt jeder nehme ich an und Pelmenis sind in etwa Schwäbischen Maultaschen nur etwas kleiner. Was ich weiß ist, dass dort eher spärlich mit Gewürzen umgegangen wird, aber der Salz und Pfefferstreuer stehen auf jedem Tisch und sollte damit auch kein Problem mehr sein. Was auch immer ich gegessen habe, es war sehr Lecker, und mit 40€ für vier Personen kann man nicht meckern. Wir sind dann zu Fuß zur Ferienwohnung zurück gegangen und recht bald ins Bett. Denn am nächsten Tag stand der schon erwähnte Klettergarten am Meer auf dem Programm, außerdem war ich ziemlich müde.
Am nächsten Morgen, bei Glasklarem Himmel und recht milden Temperaturen und nach einem stärkenden Frühstück mit Tee und Kartoffelbrot machten wir uns auf den weg zum Klettergarten, vorbei am Deutschen Kulturhaus von Sudak und einer kleinen von württembergischen evangelischen Aussiedlern gebauten Kirche mit dazugehörigem Friedhof. Am Fels angekommen machte Natalyia erstmal einen kleinen Lehrkurs im Klemmkeile und Camelots setzen, da mir darin etwas die Routine fehlt denn wir hatten für Morgen eine Alpine Mehrseillängen-Tour in Planung. Etwas später trudelten auch Tatyana und Irina ein.
Der Klettergarten befindet sich nahe der Burg direkt am Meer und bietet durch die magere Vegetation eine unglaubliche Kulisse und von wegen Schwarzes Meer! Das Wasser ist Glasklar und Tiefblau wie in Ligurien.
Der Fels dort ist Superrau und….ich kann es nicht oft genug erwähnen, die Ukrainer sind wahre Experten im Routen einrichten! Jeder Bohrhaken befindet sich dort wo er hin gehört! Da hatte mit Sicherheit wieder Dmitriy Evseev seine Finger im Spiel. Man sollte dem Kerl ein Denkmal setzen. Die meiste Routen befinden sich, soweit ich das Beurteilen konnte im Bereich von mindestens 5-7 im Französischen Grad gemessen
und absolut Speckfrei. Ein wahres vergnügen, dort zu Klettern. Wir verbrachten den ganzen Vormittag im Klettergarten der auch vom nahen Kletterverein als Trainingsgelände genutzt wird und an diesem Sonntag gut besucht war. Was mir auffiel, die Kletterer dort machten sich nicht viel aus Rotpunkt-Kletterei, Meist hängt einer das Seil ein und der Rest hat sein Vergnügen im Top Rope, dabei spielt es keine Rolle, ob du zu ihrer Gruppe gehörst, oder nicht, mitklettern darf jeder. Während bei uns die Grüppchen eher unter sich klettern, klettert dort jeder mit jedem, es ist dort einfach selbstverständlich sich von jemandem sichern zu lassen, dessen Namen man nicht einmal kennt. Speziell bei mir bestand eben das Problem, dass ich kein Russisch konnte und mich somit selbst in Abseits stellte. Es war die Schüchternheit auf beider Seiten. Aber halb so wild, ich genoss die Landschaft, die Atmosphäre und war glücklich einfach nur da zu sein.
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Es war allmählich Mittag geworden und Nataliya und ich verabschiedeten uns von Tatyana und Irina, sie mussten heute wieder zurück nach Kiev. Wir wiederum wollten uns nach dem Mittagessen ( Nataliya kochte Lecker Pelmenis) Nowij Swet mit einem Rundweg um den Felsen Ploskiy und Kapchik und der dazugehörigen Piratenbuch anschauen. Was recht witzig war, als wir uns auf den Weg machten, viel Nataliya auf, dass sie ihre Sonnenbrille vergessen hatte, also ging sie die 200 Meter zurück zur Ferienwohnung. Während ich gegenüber der Bushaltestelle wartete, hielt ein Bus und eine junge Frau stieg aus, sie ging auf mich zu und stellte mir eine Frage auf Russisch. Ich antwortete ihr: „Sorry, i speak only English“ und dachte damit hat sich jede weitere Frage ihrerseits erledigt. Doch siehe da, sie sprach ein wenig Englisch und fragte mit großen Augen: „Are you from England“? Ich antwortete ihr „Yes“, mir war es zu mühselig, zu erklären, dass ich eigentlich aus Deutschland komme, außerdem hab ich die Erfahrung gemacht, dass das in manchen Ländern die falsche Antwort ist. Sie
wiederholte ihre Frage nochmals mit noch größeren Augen: „You are from England and you are here, aren`t you?“ „Yes“. Antwortete ich ihr. „You are here in Sudak! Why”? Sie konnte es irgendwie nicht fassen, dass sich ein „Engländer“ hier her verirrt. Ich antwortete ihr „for climbing“. Sie lachte, schüttelte den Kopf, meinte „Crazy!“ und ging weiter. Ich kam mir vor wie ein Marsmensch. Nachdem Nataliya wieder da war marschierten wir weiter ca. 5 km die Küstenstrasse am Sokol Felsen entlang Richtung Nowij Swet. Kurz vor dem Ortseingang zeigte Sie mir den Einstieg der alpinen Route die Morgen auf dem Plan stand.
Die kleine Stadt ist an für sich nicht so Interessant, eher eine normaler Touristen Ort der bekannt für seinen Wein und Sekt ist. Wirklich schön ist der die Felshalbinsel Ploskiy mit dem Rundweg.
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Auf dem Weg befindet sich eine alte Sektkellerei, und man kann allerhand lustiger Leute kennen lernen. Die Piratenbucht befindet auf der Rückseite, natürlich leben Piraten in einer Piratenhöhle, weiß doch jeder. Leider ist die Höhle durch ein Tor abgeschlossen, unter dem man keines Falls seine Rucksäcke durchschieben und Limboartig darunter durchtanzen darf um das interessante Höhlensystem zu besichtigen. Nein, nein! Das ist nicht Erlaubt.
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Das Landschaftsbild wechselt sich ab von Kalk- und Sandsteinfelsen mit einer spärlichen Macciaflora. Zurück nach Sudak fuhren wir mit dem Bus, nach der vielen Lauferei waren meine Beine schwer geworden. Wir gingen auch bald zu Bett denn der folgende Tag sollte anstrengend werden.
Es war noch sehr früh, als wir aufbrachen. Meine Beine waren immer noch sehr müde, aber dennoch ging es wieder zu Fuß nach Nowij Swet. Noch vor dem Ortsschild bogen wir rechts ab, der Weg führt entlang einer Gaspipeline durch einen niedrigen Pinienwald Richtung Felswand.
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Am Felsfuß trafen wir dann noch eine dreier Gruppe, die kurz vor uns startete, was uns im nach hinein etwas in Schwierigkeiten brachte. Ich muss sagen,
diese Route ist eine der schönsten Routen die ich bisher geklettert bin. Die erste Seillänge ist eine ziemlich flache Platte, bei der sich das sichern fast nicht lohnt,
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ab der zweiten Seillange wird’s dann richtig Senkrecht mit schönen Verschneidungen und Rissen, Absichern kann man sich wunderbar an alten eingeschlagenen Haken, es ist aber immer irgendwo ein Bäumchen, ne Wurzel oder eine Felsnase zu finden. Ab der dritten Seillänge geht
die Kletterei eher in eine Gratwanderung über, die Stellenweiß sogar fast schon an Slak lineing erinnert, wer ne gute Balance hat kommt dort voll auf sine Kosten, Ich nicht! Ich hab diese Passagen eher rittlings genommen. Ich schieb jetzt mal meine müden Füße als Ausrede vor.
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Durch die dreier Gruppe vor uns ging allerdings die Sache sehr schleppend voran, die hatten es wohl nicht sehr eilig. Zwischen der fünften und der Sechsten Seillänge wird ein Stückchen abgeklettert und von da an geht es dann wieder Senkrecht weiter bis zum Gipfel immer mit dem Meer im Rücken.
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Ich hab die einzelnen Bewertungen der Route nicht mehr im Kopf aber die schwerste Passage war eine 5b glaub ich. Ich hab den Zettel noch irgendwo rum liegen, ich muss ihn mal suchen. Jedenfalls, am Gipfel angekommen drängte Nataliya zur Eile, ich hatte die Zeit vergessen, und wir mussten ja unseren Zug in Simferopol nach Kiev kriegen.
Im Schweinsgalopp ging es den Berg auf der Rückseite wieder hinunter. Wir kamen auf halber Strecke zwischen Nowij Swet und Sudak wieder zur Strasse. Von dort per Anhalter (was in der Ukraine eher Unoproblematisch ist) zurück nach Sudak. Wir hatten gerade noch genug Zeit um unseren Krempel zusammen zu packen, die Ferienwohnung hatten wir schon im voraus bezahlt, und unseren Bus zu kriegen. Gegen Abend kamen wir in Simferopol an aber wie das Leben so spielt, ließ der Zug ne halbe Stunde auf sich warten. Nach einer erholsamen Nacht im Schlafabteil ereichten wir Kiev am Späten Vormittag. Wir schlenderten noch ein wenig durch ein Kaufhaus nahe des Bahnhofs, bevor wir uns auf den Weg zum Flugplatz machten. Dort verabschiedete ich mich noch gebührend von Nataliya und bat sie eine Münze in den Dnjepr zu werfen, denn in der Ukraine ist es ein Zeichen, dass man Wieder kommt wenn man eine Münze in einen Fluss wirft. Sie hat das übrigens auch getan, als sie mich letzten Winter in Ulm besuchte. Im Flieger hab ich dann die letzten Tage Revue passieren lassen. Und ich muss sagen, Das Land ist auf jeden Fall ne Reise wert. Ich kann’s nur empfehlen, allerdings sollte man etwas besser Russisch können als ich und man sollte da drüben jemanden kennen, der sich auch auskennt, denn alleine tut man sich echt schwer. Und ich muss auch erwähnen, die Ukraine hat sich von den letzten Wirtschaftskrisen nie wirklich erholt, und hatte es somit schwer seit ihrer Unabhängigkeit wieder auf die Beine zu kommen. Das heißt, mancherorts sieht man Dinge, die für Westeuropäsche Augen ungewöhnlich sind. Es ist nicht zu übersehen, dass die Menschen es dort oft nicht sehr leicht haben. Aber Trotz aller Umstände wird man gastfreundlich und höflich behandelt, unter Kletterern sowieso.