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Normale Version: Salbit (Salbitschijen) Ostgrat, 14.09.2010
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Salbitschijen Ostgrat, 14.09.2010
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Seilschaft: Tobias Bailer, Alban Glaser

Ich hatte ein paar Tage frei und Tobi sich angesichts des guten Wetterberichtes für Montag bis Mittwoch Urlaub genommen. Wir wollten noch mal richtig schön Granitklettern und hatten das Salbitschijengebiet ins Auge gefasst. Für Tobi kein unbekannter Fleck mehr auf seiner Kletterkarte, hatte er doch schon vor Jahren zusammen mit seinem Vater hier ein paar Tage zugebracht. Für mich wars ein schon länger gehegter Traum hier Mal zum Klettern herzukommen. Angeblich, so sagte der Wetterbericht soll es am Montag in unserem geplanten Tourengebiet nur Vormittags etwas Regnen und dann im Weiteren schön bleiben.
Auf der Autofahrt Richtung Göschenen waren wir dann doch etwas verunsichert als der Regen uns vom Bodensee bis fast nach Göschenen nicht mehr von der Seite wich begleitet von einem Temperatursturz gegenüber dem Vortag von 10 Grad. Wenn man beim Scheibenwischmotor auf die schnellste Stufe schalten muß um was zu sehen, dann kann man die Regenintensität sich nicht mehr schönreden. Also vor Ort erstmal oben auf der Hütte angerufen und uns nach den Verhältnissen erkundigt. Laut Harald Berger, dem Hüttenwart hat es am Morgen bis auf 2500m leicht runtergeschneit, es würde aber langsam aufhören. Na super dachten wir, kalt, nasser Fels und Neuschnee im Abstieg. Wir passten unsere Tourenplanung entsprechend an und fassten für morgen zuerst den Ostgrat ins Auge, da dieser schnell Sonne bekommt und der leichteste der 3 großen Grate ist und planten am Nachmittag, sofern wir schnell genug wären noch eine der neuen Routen am Gemsplanggen zu klettern.
Mit dem Auto gings dann von Göschenen Richtung Göscheneralp, vorbei am ersten Parkplatz zu dem etwa 300m weiter hinten sich befindenden eingezäunten zweiten Parkplatz auf der linken Straßenseite. Dieser Parkplatz ist zu bevorzugen da dort keine Schäden am Auto durch freilaufende Kühe drohen (gab wohl letztes Jahr am vorderen Parkplatz erhebliche Probleme).
Von diesem Parkplatz führt direkt ein Weg schräg rechts hoch in den Wald und stößt kurze Zeit später auf den Originalweg. Ab hier zieht der Weg steil und zielstrebig nach oben, vorbei an der Alpe Regliberg (etwa Hälfte des Zustiegs, bis hierher wohl Rucksacktransport gegen wenige Franken mit Materialseilbahn möglich)
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und zuletzt oberhalb der Waldgrenze mit tollem Blick auf die umliegende Berge und den Galenstock zur Hütte welche wir nach etwa 2h angenehmen Aufstieg erreicht haben.
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Auf manchen Bändern konnte man noch den Schnee von heut morgen ausmachen und die unteren Seillängen des Südgrates glänzten vor Nässe in der Abendsonne. Außer uns war heute Abend lediglich noch zwei Engländer da und eine 9-köpfige französische Gruppe welche alle morgen den Südgrat gehen wollten. Gut für uns, so gingen wir einander nicht im Weg um und liefen schon nicht Gefahr in die für den Südgrat bekannten Seilschaftsstaus verwickelt zu sein.
Die Hütte ist wirklich vom Feinsten und nach lecker Älpler-Maccroni schmöckerten wir noch ein wenig in dem auf der Hütte gekauften Gebietsführer „Salbit erleben“. Am nächsten Morgen wären wir ganz gern ein wenig eher losgegangen aber angesichts der niedrigen Temperaturen (0 Grad gegen 19 Uhr des Vortages auf Höhe der Einstiege) frühstückten wir ganz gemütlich und zogen so gegen kurz vor 8 bei wieder herrlichem Wetter los Richtung Ostgrat.
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Bis kurz vor den Ostgrat kann man hierzu auf dem Normalweg Richtung Salbitschijen bleiben und zweigt dann kurz bevor dieser in den Flaschenhals zieht (Enge zwischen den Felsen mit Schmelzwasserbächlein aus dem oberhalbbefindlichen Schneekar) nach links horizontal ab. Nachdem wir im Abstieg eh an dieser Stelle vorbeikamen machten wir hier Rucksackdepot und ließen zugunsten des Zeitfaktors und des Kletterspaßes beide Rucksäcke hier. Da wir beide nur Zustiegshalbschuhe dabei hatten und außer dem Erstehilfepäckchen und gemeinsam ner Flasche mit einem halben Liter Wasser sonst neben dem Klettergeraffel nichts an den Gurt packen mussten gings ganz gut mit dieser Taktik. Wir querten unterhalb des parallelen Ostgrates nach links und stiegen dann in der Rinne zw. diesem und dem linkerhand befindlichem Ostgrat weiter auf bis eine rampenartige Rinne nach schräg links oben den Zustieg zum Ostgrat ermöglicht.
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Diese in leichter Kletterei nach oben (Stellen 1) bis zum höchsten Punkt und hinten wieder 2m hinunter zu breitem Absatz mit dem ersten Standbohrhaken. Gegen 9 Uhr ging die Kletterei los.
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Tobi querte an bereits von unten sichtbaren Bolts weiter nach links schräg aufsteigend zu einer kleinen Scharte am eigentlichen Ostgrat mit Stand an Stahlkabel um einen kleinen Felszackenturm. Hier angekommen ging es nun immer am Grat entlang über und um Türme herum in schöner Kletterei nach oben. Ich fasste die ersten zwei Seillängen zusammen bis zum Stand unter der ersten Fünferseillänge.
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Tobi führte diese Seillänge die in anregender steiler Kantenkletterei etwa 30m nach oben zog. Im Anschluß wieder leichteres Gelände welches wir teils simultan (das Seil verkürzten wir wegen zuviel Seilreibung), teils überschlagen kletterten bis zur nächsten 5er-Seillänge der Bastion, der klettertechnischen Schlüsselstelle.
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Die kurz oberhalb des Standes befindliche Platte der Bastion wurde früher extra mit einer Stichtbohrhakenreihe zum technisch Kletteren (A0) eingerichtet. Links davon sind zwei neue Bohrhaken. Die Schwierigkeit dieser Platte besteht darin von dem rechterhand befindlichen Riß über die Platte nach links gegen die Kante zu gelangen mit Hilfe derer dann das Weiterkommen einfach ist. Wenn man den zweiten Stichtbohrhaken einhängt, wieder einen Meter abklettert kann diese Stelle quasi in Topropesicherung begangen werden. (Frei etwa 5b/c auf wenige Meter).
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Oberhalb dieser Seillänge folgt noch eine steilere Seillänge
bevor es dann mehr im Schrofen- und Gehgelände über weitere 2 Seillängen zum nächsten Aufschwung geht.
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Unterwegs tolle Ausblicke zum benachbarten Südgrat, unser morgiges Ziel.
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Im letzten Aufschwung eine Seillänge auf einen Turm und hinten etwa 10m abklettern auf den dann hier sehr flachen Grat und wenige Meter weiter zu Stand.
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Theoretisch kann die 10m Abkletterstelle auch abgeseilt werden (Ringglied oben am Turm) was jedoch nicht notwendig ist. Es folgen zwei wieder etwas anspruchsvollere Seillängen mit einer kleinen 5m Abkletterstelle auf den letzten Gratturm.
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Oben am Gratturm befindet sich vor der 12m Abkletterstelle ein Standplatz mit Ringbohrhaken und einem alten Seilrest mit 2 Seilschlaufen der in Richtung Abkletterstelle (links der Gratkante) hinunterhängt. Ich ging am langen Seil weiter und hängte in die Schlaufen des alten Seils für Tobi Zwischensicherungen ein und platzierte etwas unterhalb noch mal einen Friend. Insgesamt lässt sich auch diese Stelle gut abklettern und ist nicht schwerer wie ne 3. Nach Erreichen des hier sehr flachen Grates kam kurz darauf der BH-Stand.
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Tobi stieg dann die letzten zwei Längen hinauf die noch mal ne schöne Kantenkletterei zum Posen bot.
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Nach dieser Stelle gings einfach aber gut ausgesetzt zum Ausstieg.
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Ende der Ostgrattour. Ab Einstieg bis Ausstieg hatten wir etwa 2h45min gebraucht. Es war viertel vor 12. Die nachmittagliche Tour am Gemsplanggen sollte also noch locker drin sein. Erstmal hieß es aber den Abstieg suchen.
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Dazu mussten wir noch etwa 70-100m weiter gehen bis wir nach rechts durch eine Rinne weiter unten vorne die roten Felsmarkierungen des Abstiegsweges erkannten. Das Wetter hatte über Mittag etwas zugemacht und es pfiff ein kalter Wind. Trotz Neuschnee auf den Felsen und lediglich Zustiegshalbschuh tasteten wir uns dann doch einfacher als gedacht auf den Normalweg hinab und über diesen weiter (teils drahtseilversicherte Passagen) hinab aufs Schneefeld.
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Gegen Ende dieses Schneefeldes zieht der Weg in den Flaschenhals hinein. Im Frühjahr hats hier wohl teils bis ganz unten Schnee und es besteht Einbruchgefahr in den am linken Rand fließenden Schmelzwasserbach. Der Weg ist daher rechts angelegt und war bei uns völlig frei.
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Gegen 12.30 Uhr waren wir wieder zurück an unseren Rucksäcken und wechselten hinüber zum Gemsplanggen (etwa 10min von hier). Auf großen Blöcken in der Nähe des Einstieges der „Incredibile“ machten wir dann Mittagspause und genossen die wohlverdiente Pause nach der ersten Tour.
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Bilder und Tourenbericht zur „Incredibile“ im folgenden Bericht, Südgratbericht folgt Ende nächster Woche

Gruß Alban und Tobi











Facts:
ca. 19 Seillängen, davon 2 Schrofenlängen (1-2) und 2 kurze Seillängen vom Ende einer Abkletter/Abseilstelle zum nächsten Stand. Meist Kletterei im 4. Schwierigkeitsgrat mit wenigen 3er Seillängen und zwei 5er Seillängen. Schlüsselstelle ist die „Bastion“, ein kleiner Aufschwung mit einer plattigen Stelle kurz oberhalb des Standes. Dort kann entweder an älteren Stichtbohrhaken A0 geklettert werden (dann etwa 5a, A0) oder frei etwa 5b/c auf 3m.
Tour ist sehr gut mit Bohrhaken abgesichert. Zusätzliche Absicherung mit Camelots/Friends leicht möglich (Camelot 0,3-2).
Die drei Abkletter/Abseilstellen (10m, 5m, 12m) können gut abgeklettert werden und vom Vorsteiger problemlos (ohne zuviel Seilreibung) an die vorangegangene Seillänge drangehängt sowie für den Nachsteiger mittels Friends psychisch entschärft werden.
Bei simultanem Klettern am langen Seil empfiehlt es sich wegen der vielen Türme, Schuppen und Zacken das Seil auf 30-40m zu verkürzen um die Seilreibung zu reduzieren.
Sehr schöne Eingewöhnungstour an den Granit des Salbitschijen.
Höhe Einstieg: etwa 2450-2500m.
Höhe Salbitschijen: 2981m
Höhenmeterdifferenz bis Ausstieg: etwa 400Hm
Zustieg: etwa 1h. Von Hütte über Normalweg Richtung Salbitschijen und vor dem Flaschenhals links in die Rinne zwischen Ostgrat (links) und paralleler Ostgrat (rechts). Diese Rinne noch etwas hinauf und dann über eine kleine schrofige Rinne (Fels 1-2) schräg links empor zum höchsten Punkt, 3m auf der Rückseite hinunter zum Einstieg (BH-Stand). Die erste Länge führt von hier schräg links (ersten zwei BH vom Einstieg zu sehen) ansteigend querend zu einer Scharte mit kleinen Türmchen und Stahlkabel um dieses herum, welches als Stand dient.
Abstieg: entweder in Schrofengelände weiter über Grat Richtung Gipfel oder ab einer kleinen Einschartung zu den roten Markierungen des Normalwegs queren und über diesen (teils stahlseilversicherte Passagen) hinunter zum Schneefeld im Kar und weiter über den Weg im Flaschenhals (Vorsicht: bei zuviel Schnee und Schneeschmelze besteht hier wohl Einbruchgefahr in den Tobel. Eher am rechten Rand halten) zurück zum Rucksackdepot bzw. weiter zur Hütte. Ab Ausstieg Ostgrat bis Hütte etwa: 1,5h. Abstieg
Zustieg Salbithütte: ca. 900Hm und 2h auf sehr gutem Weg

Topo:
„Salbit erleben“ (3. überarbeitete Auflage 2009, für 22 CHF auf Salbithütte erhältlich)
Das Topo im aktuellsten „Salbit erleben“ ist minimal anderst (andere Seillängenmeterangaben, Abkletterstellen in Meter angegeben, etwas abgewertet von der Schwierigkeit her, fast alle Bolt und Schlaghaken eingezeichnet) als das Topo im Plaisir Ost (Auflage 2001). Mit beiden Topos lässt sich aber die Route gut finden. Das Genauere ist das aus „Salbit erleben“.

Anmerkung:
Es gibt eine direkte Einstiegsvariante zum Ostgrat. Den direkten Ostgrat. Diese Zustiegsvariante kommt auf den „normalen Ostgrat“ am Stand nach dessen erster Seillänge.
Die Variante fordert Kletterei bis 6a obligat und ist insgesamt 7 Seillängen lang und soll lohnend sein wenn auch deutlich schwerer wie der weitere Ostgrat. Seillängen wie folgt: 5c+, 6a, 6a+, 5b, 5c, 5a, 5c)
Super Link für weitere Touren am Salbit auf der Homepage von
chmoser.ch