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Normale Version: Jochberg Nordwand, 3.2.09
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Rechte Route(bzw. „Rechtes Gully) WI 2-3, ca. 400Hm
Linkes Gully (Panico: „zentrale Nordwand“?) WI 3, M4, ca. 500Hm

Wandübersicht
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rechtes Gully/rechte Route
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Linkes Gully/Zentrale Nordwand
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Mittlerer Wandteil mit Rampe, Big Gully und Steep water
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Der Jochberg (1567m) oberhalb des Kochelsees gilt schon seit langem als genialer Winterkletterberg, da die Wand durchzogen ist von Eisrinnen und Mixedlinien.
Nachdem die Saison am Jochberg leider oft sehr kurz ist kam es in den letzten Jahren irgendwie nie dazu, dass ich dort mal zum Eis-, bzw. Winterkletteren hingefahren bin.
Trotz dem Wärmeeinbruch war das Eis am Jochberg, mehreren Einträgen im Internet zu entnehmen, noch ausreichend gut für genussvolles Kletteren.
Phlipp konnte sich einen Tag frei nehmen und so gings unter der Woche bei schönem Wetter auf Tour. Vom Kochelsee fährt man auf der Kesselbergstraße bergauf Richtung Walchensee. An einem Parkplatz mit Bushaltestelle (links der Fahrtrichtung gesehen) geht’s dann zu den Einstiegen (Höhe Parkplatz: etwa 800m). Zur Orientierung: auf der gegenüberliegenden Seite ist eine weitere Parkmöglichkeit mit Rastplatz.
Direkt vom Parkplatz zieht ein Bachbett hoch zu den Einstiegen des rechten Wandteiles. Zu den Einstiegen im zentralen und linken Wandteil gelangt man, wenn man die hier nach links ziehende Forststraße verfolgt.
Im Bachbett geht es nach sehr kurzem Zustieg (vielleicht 10-15min) zu den Einstiegen.
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Man nähert sich der Wand von rechts (westlich) und gelangt daher zuerst an die „rechte Route“, welche im neuen Panicoführer als „rechter Gully“ bezeichnet ist. Weiter das Bachbett hoch würde es dann zu „Softice“, „Via classica“ etc. gehen.
Bereits vom Parkplatz sahen wir einen Sologeher unsere anvisierte Route hochklettern. Er kam ziemlich schnell voran, was entweder für sein Können und/oder für die guten Verhältnisse sprechen musste. Gegen halb neun machten wir uns an den Einstieg und ich durfte die „erste Länge“ mal vorsteigen. Wobei wir schon ausgemacht hatten dass der Nachsteiger einfach nachkommt wenns Seil aus ist und wir vielleicht ein Stück am langen Seil klettern. Das Eis war ideal zum Steigen. Sehr soft, nur stellenweise Wasserüberlaufen und durch die vielen Begehungen hatte es riesige Mulden im Eis hinter die man ganz leicht das Gerät setzten konnte oder die Füße reinstellen konnte. Und so gings dann die Rinne hoch, immer mal wieder über kleine Stufen mit 10-15m steilerem Eis hinweg immer weiter und weiter. Alle 40-50m wurde eine Schraube gedreht und so zog sich die „erste Länge“ ganz schön in die Länge.
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Der Eisteil in der „rechten Route“ zieht sich in etwa über 2/3 der Rinne und bietet bei guten Bedingungen durchgehendes Eis welches maximal auf flachen Absätzen durch Schnee unterbrochen ist. Standplätze können ideal auf den Flachstücken vor steileren Stufen bezogen werden, weswegen sich diese Route wohl auch ideal für Eis-Einsteiger eignet.
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In der Route hat man herrlichen Blick auf den Kochelsee.
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Im Kletterrausch kletterte ich immer weiter, und da ich Philipp wegen den 60m Seil und den Steilaufschwüngen zwischen uns, eigentlich nie zu Gesicht bekam sahen wir uns erst wieder als wir die Schneerinne hochstapften. „Wenn die zweite Länge auch so lang ist…“ meinte Philipp lachend als er aufschloß.
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Gegen Ende der Schneerinne gabs dann zwei Möglichkeiten, entweder einfach nach links oder gerade, leicht rechts hoch über eine kleine, etwa 6m hohe Mixedstufe in eine sich darüber befindende Rinne die dann zum Grat leitet. Die kurze rinnenartige Kletterstelle hatte minimal Eis im Grund (ist bei guten verhätnissen wohl komplett mit Eis überzogen und dann leicht kletterbar)und seitlich gabs auch mal ein paar gute Hooks im Fels (ca. M4), solide Sicherungsmöglichkeiten fehlen. An einem Latschenbaum in der Rinne darüber bezog ich dann unseren ersten Stand. Nach kurzem Stapfen in der Rinne stieg Phlipp dann noch die letzte Stufe zum Grat aus.
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Man befindet sich dann unmittelbar auf dem Normalweg, welcher einfach in etwa 30-40 min zurück zur Teerstraße verfolgt werden kann. Nachdem wir nach 1 ½ Stunden bereits um 10 Uhr am Ausstieg war blieb Zeit noch eine weitere Route zu klettern.
Den Wanderweg gings problemlos hinunter zur Straße (bei Vereisung entspannter mit Steigeisen, jedoch technisch nie schwer oder gar ausgesetzt) und auf dieser in weiteren 10min zurück zum Auto. [attachment=658]
Nach kurzer Rast entschieden wir uns noch das „linke Gully“ (oder zumindest dass, was wir als linkes Gully erachteten) zu Klettern.
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Es ist zwar eine der längsten Routen am Jochberg aber der Eisteil zieht sich nur über die Hälfte der Distanz und laut einem Internetbericht vom Wochenende zuvor sollten die Verhältnisse noch stimmen. Kurz nach 11 gings dann wieder los. Zuerst auf der Forststraße nach links, dann leicht abfallend, vorbei an einem Bergkiosk (vgl Bild) an dem sich Philipp etwas einverleibt hat
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und schließlich zu einem Bachbett, welches wir nach oben über einen Schuttkegel zum linken Gully verfolgten. Mittlerweile war es schon sehr warm geworden. Am Einstieg floß dann auch schon ein richtiger Bach über das Eis. Im linken Gully geht’s es erstmal etwa zwei Längen sehr geneigt über eine Rampe nach schräg rechts aufwärts zu einem Steilaufschwung. Den „Eisbach“ im rechten Teil der Rampe konnten wir links im Eis umgehen und seilten uns an einer Verflachung vor der ersten Steilstufe an.
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In der Rampe befand sich etwa nach einer Länge linkerhand ein Bohrhaken (10mm, vermutlich von einem Rückzug, sah aus als wenn er mit dem Bohrhammer eingedroschen wurde da das Gewinde weit rausstand). Aufgrund der sehr warmen Temperaturen wollten wir zügig ohne viel Fleißaufgaben den unteren Eisteil hinter uns bringen. Etwa in Routenmitte bedroht nämlich links eine brüchige Wandzone den Anstieg und schafft etwas Nordwandatmosphäre. Leider hatten wir uns nicht so detailliert mit dem Routenverlauf des linken Gully beschäftigt und so verpassten wir die richtige Abzweigung nach rechts.
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Phillip zog etwa zwei Seillängen hoch bis zum Beginn einer steilen etwa 15m hohen Eisstufe (WI 3). Etwas weiter rechts zog auch noch eine Eisrinne hoch. Die wiederholten Abalakovs die wir bis dato auf unserem Weg gefunden trugen jedoch dazu bei, dass wir uns auf dem richtigen Weg wähnten. Außerdem dachte ich, dass die rechte Eisrinne oben im felsigen Nirvana endete. Wie gesagt, so genau hatten wir uns die Übersichtsbilder im Netz nicht angeschaut und unser Topo gab eigentlich glei gar nicht her (dort wird’s ja glaub ich auch als zentrale Nordwand bezeichnet).
Ich kletterte also die Stufe hoch und kam nach dieser in flaches, schuttiges Gelände unter der riesigen Wandausbruchszone.
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Ich stieg weiter bis zu einem geschützten Platz von dem aus ich Philipp nachholen konnte. Den Spuren im Schnee nach waren wir nicht die ersten in jüngster zeit die diese Variante kletterten. Spuren zogen sich dann auch nach schräg rechts aufwärts zu schuttigen, geneigten Platten. Diese verloren sich aber mitten im Fels. Entweder hatte es hier noch vor ein paar Tagen eine tragende Schneedecke mit Eisspuren oder auch unsere Vorgänger sind hier im Fels geklettert. Mir wars recht, so bekam die Tour doch noch etwas Würze und in sehr vorsichtigem Steigen im Fels, mit sehr dünnen Eisglasuren (3-5cm) gings in Plattenschleicherei nach oben. Der Schnee war völlig durchweicht und trug kaum mehr und mobile Sicherungen ließen sich auch nicht anbringen. Immerhin konnte ich einen Felshaken schlagen und weiter oben an einem Eisfleckchen an einer Eisschraube Stand beziehen. Andere Vorgänger müssen hier auch schon gewesen sein, da ich dort eine Abalakov-Schlinge fand die aber fast schon völlig ausgeschmolzen war. In einer weiteren, diesmal eher brüchigen Felslänge gings dann aus der Rampe heraus und das Seil reichte gerade noch um hinter der Kante, dort wo das Eis vom eigentlichen „linken Gully“ hochzog Stand zu machen. Auch in dieser Länge konnte nur mit Felshaken gesichert werden (etwa M4).
Wieder auf der richtigen Route war der Blick nun frei auf den oberen Wandteil mit beeindruckenden Eislinien, welche für sich schon ein lohendes Unternehmen darstellen würden.
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Der mittlere Fall sah kletterbar aus und war etwa WI 4 und ca. 50m hoch. Nach den etwas zeitaufwendigeren zwei Felsseilängen, den warmen Temperaturen und unseren müden Wadeln wollten wir es dann aber nicht übertreiben und zogen nach rechts in die leichte Ausstiegsrinne. In dieser ging es dank guter Spur einfach nach oben ohne große Hindernisse.
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Obwohl alles gespurt war merkte ich hier nun doch deutlich meine müden Haxen und genoß es nach oben gegen 14.30 Uhr in die Sonne auszusteigen. Wir gingen noch kurz auf den Gipfel und hatten hier ein herrliches 360 Grad-Panorama. Mit dem Kochelsee zu Füßen der Nordwand und Richtung Süden der Walchensee und die Alpen.
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Beim ersten Abstieg heute morgen hatte ich keine Steigeisen an und musste öfters aufpassen auf dem stellenweise vereisten Weg nicht auszurutschen oder seitlich des Weges gehen. Daher ließ ich sie nun an und es ging damit ganz entspannt gen Tal. Gegen 15.30 waren wir zurück am Auto, hatten einen herrlichen Eisklettertag am Jochberg gehabt und ein extrem lohnendes Gebiet für uns entdeckt.


Anmerkungen zu den verwirrenden Routenbezeichnungen:
Die Routenbezeichnungen sowie Skizzen im alten wie neuen Panicoführer stimmen nicht ganz überein oder sind evtl. fehlerhaft.
Das „mittlere Gully“ mit seinen zahlreichen Varianten überschneidet sich nun wohl mit den neuen Routennamen wie: „Big Gully“, „Steep water“ und als Variante „Barfuß-Linie“. Wo dann aber die zentrale Nordwand sein soll ist etwas unklar. Ob sich hier nicht Routen überschneiden oder gar doppelt bezeichnet wurden? Da die „Rampe“ sehr markant ist scheint mir in der Übersichtszkizze im neuen Panico hier ein wenig zu viele Routen eingezeichnet zu sein. Außerdem zieht das linke Gully viel zu Nahe auf der Skizze zum Gipfelkreuz. Es gibt zwar hinter der markanten Mittelfelsrippe (die die von mir als linken Gully bezeichnete Route nach links begrenzt) wohl auch noch eine Tour (diese würde dann in etwa so nahe am Gipfel rauskommen wie in der Skizze) aber diese wäre laut Infos im Netz wohl eher was für reine „Schneestapfer“ (vgl Link unten).
Die ganze Routeneinteilung nach der Skizze vom neuen Panicoführer, welche wohl auf Peter Albert zurückgeht würde nur Sinn machen wenn die ganz linke „Schneestapferroute“ das „linke Gully“ wäre (es dort also doch lohnende Kletterei gibt?). Unserer linker Gully die „Zentrale Nordwand“ ist mit den von uns gesehenen steilen Eislinien oben, welche dann zur „linken Ausstiegsvariante“ passen würden . Damit würde dann „Big Gully“ und „Steep water“ auch klarer definiert sein. Und auch der in der Skizze vermerkte Felsausbruch (der links unserer Route wohl war) wäre dann nicht beim linken Gully (wie es auch im Netz mal stand) sondern links der zentralen Nordwand.
Schon sehr verwirrend. Sind wir jetzt die „zentrale Nordwand“ geklettert oder das „linke Gully“? Was versteht die Mehrheit der Jochbergkletterer unter dem linken Gully?
Desweiteren wurde im neuen Führer der rechte Gully (vgl alter Panico) in „Via classica“ umgetauft und die „rechte Route“ hat nun den Namen „Rechtes Gully“. Nicht aufgeführt ist übrigens noch eine weitere Eislinie ganz rechts die wohl in 4 Längen zum Grat hochzieht.
Auch „crazy daddys“ (M8, 100m) als gut sichtbare Eisspur im zentralen Wandteil ist im aktuellen Führer nicht aufgeführt.
Was jetzt letztlich genau was ist, wird vermutlich Ansichtsache sein aber um verlässliche Informationen auszutauschen wäre es schon gut wenn es eindeutige „Routenbezeichnungen“ gibt.

Gute Infos mit Routenbilder, Übersichtsbildern und Bewertung der einzelnen Routen finden sich u.a. hier:

http://moaddsgaude.blogspot.com/2009/01/...alpen.html


Weitere nette Links zu Begehungen und guten Bildern:

http://www.lotharklingel.de/eis/jochberg/index.htm


http://klettergruppe-aichach.blogspot.co...gully.html


http://klettergruppe-aichach.blogspot.co...Hochtouren


http://www.alpinfotos.de/Jochberg%20Eisklettern.htm


Gruß Alban