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Normale Version: Kingspitze NO "Steuri"
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Und der Sommer ist schon fast wieder vorbei. Das ganze Jahr noch keine gescheite Tour machen können, naja das Wetter war ja auch immer mies wenn man gerade Zeit hatte. Fast hat man sich schon dran gewöhnt am Wochenende auszuschlafen, anstatt früh morgens Richtung Berge zu düsen.

Für Sonntag und Montag konnten wir uns endlich mal wieder frei nehmen. Also los in die Berge. Nur wo ist das Wetter gut?

Zentralschweiz, Rätikon, Silvretta? Nach vielem hin und her und immer neuen Wetterprognosen entschlossen wir uns am Samstag Nachmittag Richtung Engelhörner zu fahren. Der Wetterbericht für Meiringen meldete am Samstag: Ab mittags schön, sonnig, keine Wolken; für Sonntag perfektes Wetter und abends einzelne Wölkchen. Am Montag gegen Abend wieder leichter Niederschlag. Das hört sich doch ganz gut an.

Nach reichlichem Kletterführer wälzen musste mal wieder ein „Pause-Klassiker“ her: Die Kingspitze „Steuri“. Im Känel Führer stand was von Südost Wand und kompakter Kalk. Das müsste also am Sonntag alles wieder trocken sein, nachdem es die Tage davor immer wieder geregnet hatte.

Sehr optimistisch starteten wir also an jenem Samstag Nachmittag. Schon auf der A96 der erste Stau. Die Fahrt dauerte und dauerte und so erreichten wir Meiringen erst in der Dunkelheit.

Nach einer kurzen Nacht im Auto ging es am nächsten Morgen vorbei an der Rychenbachalpe zur Engelhornhütte.
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Die schroffen Felswände und unzähligen Zacken in diesem Kessel wirken enorm beeindruckend. Allerdings stellt sich bei der Anzahl an Gipfeln dann auch recht schnell die Frage: Welches ist unser Berg? Als Gebietsneulinge hätten wir nicht gedacht, dass um die Kingspitze noch so viele andere eindrucksvolle Berge stehen. Ohne Wandbild aber mit Topo ließ sich dann unser Berg recht schnell finden.
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Auch den Einstieg erreichten wir gleich ohne Probleme. Die Sonne schielte auch schon in den Talkessel. Alles wunderbar.

Nur warum scheint die Sonne an die anderen Felswände und unser Berg ist ganz nass :?:
- Zu dem Zeitpunkt hatten wir den Plaisir West vom Känel noch nicht mit dem Pause Buch verglichen: Pause und Topoguide schrieben richtigerweise dass es sich hier um eine Nordostwand handelt was wir hiermit definitiv bestätigen können.
Idea


Wir waren inzwischen an der markanten Verschneidung der ersten richtigen Seillänge angelangt und überlegten kurz: Einsteigen in die nasse glitschige Rinne oder alles umsonst. Wieder keinen Erfolg. Nein nicht heim, kämpfen. Wir sind ja nicht aus Watte und ein bisschen Abenteuer schadet nie. Zugegeben es gab schon einige Momente wo man lieber vernünftig abgebrochen hätte. Im Vorstieg auf so glattem nassen Kalk geht einem schon manchmal die Düse. Die Schlüsselstelle musste mit einem Link Cam technisch überlistet werden, trotzdem kamen wir recht gut voran. Bei weitem nicht so schnell wie unter trockenen Bedingungen, aber wir waren ja rechtzeitig eingestiegen. Inzwischen wurden die Wolken mehr und dunkler. Vereinzelt vielen die ersten Tropfen. Die Wetterprognose hält wohl auch nicht ganz. Als wäre die Route nicht schon so glitschig genug fängt es 3 Seillängen vor Schluss richtig zu regnen an. Das ganze wird dann getopt von zuziehenden Wolken und Graupel. Wir erreichen den Gipfel bei Null Sicht und ziemlich durchnässt.

Der Erfolg ist zwar da, nur so richtig konnten wir den nicht feiern. Ein komplizierter Abstieg und ein nahendes Gewitter warten als nächstes auf uns. Bei den gegebenen Verhältnissen und der Sicht musste man sich ja im Abstieg versteigen. Dafür kam dann die Nacht recht zügig.

So ein Biwak gibt einer Tour halt dann doch die richtige Note. In der Nacht hat man genügend Zeit die Route Revue passieren zu lassen. So manche Idee was man beim nächsten mal anders macht. Vielleicht sollte man doch eher umdrehen wenn Wandausrichtung, Routenzustand und Wettervorhersage nicht passen. So schlimm war es aber diesmal nicht: mit Biwaksack, leichter Daunenjacke und 2 bequemen Halbseilen als Wärmeisolierung war es fast schon schön. Um Mitternacht ließen sich sogar schon die Sterne sehen. Inzwischen waren wir froh dass alles so gekommen ist. So kann eine einzige Tour die anderen fehlenden Abenteuer aus dieser Saison etwas ausgleichen.

Zu guter Letzt der Favorit aus der Biwak Sprüche Nacht:
Man muss sich vorstellen man nimmt eine Körperposition irgendwie zwischen sitzen und liegen ein, einige Steine die durch die Halbseile hindurchpieksen, die Füße angewinkelt (kurz vor einem Krampf), der Biwaksack innen vom Kondenswasser nass und ein leichtes frösteln zieht durch den Körper, keiner findet trotz Müdigkeit Schlaf und der neben dir sagt: Gut dass es morgen nicht mehr so weit ist; da können wir ja richtig ausschlafen. - Egal, in der Nacht war es wirklich witzig :lol: .

Der nächste Tag war dann nicht mehr wirklich abenteuerlich. Die Sicht war OK, der Abstieg problemlos zu finden (halt noch ein bisschen feucht) und wir waren bald wieder zurück am Auto. Die Wetterstabilität ließ nun doch keine 2. Route mehr zu. So begnügten wir uns mit der wirklich eindrucksvollen Besichtigung der Rosenlauischlucht.

Fazit: Die Kingspitze NO ist mit Sicherheit eine nette Klettertour, wäre uns aber unter normalen Umständen nicht wirklich lange in Erinnerung geblieben. Mit ein paar unvorhergesehenen Dingen bekommt so was ganz schnell den Abenteuergehalt einer extremen Tour und bleibt einem lange in Erinnerung. Also, es hat sich doch gelohnt nicht schon am Einstieg umzudrehen.

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Routendetails und Bilder folgen am Donnerstag! [/img]
Dies war im August 1988 mein erster Wunsch-Pause,nach dem Gregor und ich uns 1 Tag vorher an der Rosenlauistock NW-Flanke (
www.summitpost.org/rosenlauistock-nordwest-flanke/652857
) eingegangen hatten.Die Steuri lief noch eben so flüssig,naja mit 23kg weniger als heute auch kein Wunder.Trotzdem wurden wir unterwegs von zwei Schotten überholt.Insgesamt auch mit dem Abstieg eine interessante Tages fuellende Unternehmung.Danach hatten wir nach einem Ruhetag noch die Vorderspitze-Westkante( 
www.hikr.org/gallery/photo1143049.html#comments

sehr genussvoll,aber gerade noch so vor dem Platzregen ins Zelt geschafft)und zum Engelhorn Abschluss noch den vollständigen NO Grat der Sattelspitzen mit einer nassen Verschneidung in der Schlüssel-Seillänge geklettert.